Kategorie: Berichte

Masken sind vom Bann befreit

Spiel am Hexeneck wird in Gebärden übersetzt – Narren übernehmen die Macht

Aulendorf ist in Narrenhand: Mit der mystischen Maskenbeschwörung am Hexeneck und dem anschließenden Sturm aufs Rathaus samt Übernahme der Amtsund Schlüsselgewalt und der närrischen Regierungserklärung ist Aulendorf in die hochnärrischen Tage gestartet. Das traditionelle Spiel am Hexeneck hatte in diesem Jahr einen besonderen Gast. Eine Gebärdensprachdolmetscherin übersetzte das Gesagte für Gehörlose.

Die Kirchturmglocken haben das 19 Uhr-Läuten gerade hinter sich gebracht, da nähern sich die getragenen Laute der Fanfaren. Der Fanfarenzug zieht einmal im Dunkel des frühen Abends über den Platz unterhalb des Schlosses, um den sich die Zuschauer drängen. Den Musikern folgt Burggraf Andreas I (Andreas Herkommer) mit seinem Hofstaat: das Spiel beginnt.

Die Maskenbeschwörung ist ein, wenn nicht gar das Kernstück, in den Traditionselementen der Aulendorfer Fasnet. Unter den Augen der Zuschauer ruft der Burggraf den Maskenmeister herbei, der die Masken vom Bann befreit und damit das närrische Treiben in der Stadt einläutet. Das Schauspiel, das so manchem Fasnetsfreund Tränen der Freude und Rührung in die Augen treibt, lebt dabei auch von dem großen Feuer, um das Eckhexen, dann Tschore und Rätsch, Schnörkele und zuletzt die Fetzle zunächst langsam schleichen und später ausgelassen tanzen.

Gebärdensprachdolmetscherin Elli Schob war bei der Maskenbefreiung am Hexeneck im Einsatz. MIt einer Kollegin wird sie am Sonntag beim Großen Narrensprung erneut dolmetschen. FOTO: DPA/FELIX KÄSTLE

In diesem Jahr war die Geschichte indes erstmals nicht nur zu sehen und aus den Lautsprechern zu hören. Am Rand des Platzes hatte sich vor einem der dortigen Gebäude auf einem kleinen, vom Licht der hohen Lampen angestrahlten Podest Elli Schob eingefunden. Die Gebärdensprachdolmetscherin übersetzte das Schauspiel simultan in Gebärden. Es ist einer der Bausteine, mit dem Stadt und Narrenzunft die Aulendorfer Fasnet für Menschen mit Behinderung zugänglicher machen wollen. Am Hexeneck ließ Schob in schnellen Begegnungen der Hände und Arme die gesprochenen Texte des Spektakels für ein paar gehörlose Besucher, die sich in ihrer Näher versammelt hatten, sichtbar werden. Und so erfuhren auch sie, wie der Maskenmeister der Aufforderung des Burggrafen nachkommt, die Masken zu rufen:

 

Der Maskenmeister entzündet das Feuer und ruft nach und nach die Masken zu sich. Dann löst er ihren Bann. FOTOS: PAULINA STUMM

„Ha, ha, ha, das mach’ ich gern, für meinen Burggraf, meinen Herrn! Gleich nimmt der Zauber seinen Lauf – ich befehl’, Nacht, tu dich auf!“ In schwarzem Umhang und mit spitzem Hut tritt der Maskenmeister (Michael Weißenrieder) auf und entzündet in der Mitte des Platzes ein loderndes Feuer, bevor er nach und nach die Masken mit Beschwörungsformeln zu sich ruft, zuletzt die Fetzle: „Kommt herbei, froh und lustig alles sei!“ Sehr zur Freude des Burggrafen, seines Hofnarrs (Britta Wekenmann) und des Zeremonienmeisters (Jürgen Müller) tummeln sich alsbald zahlreiche Masken in Kreis umdas Feuer. Noch aber ist die Stimmung gedrückt, verhalten. Doch gleich wird es sich wandeln. Es ist der Moment, den nicht nur die Maskenträger sondern auch das Publikum herbeisehnen: „Ihr Masken alle miteinand’ gelöst ist wieder euer Bann!“ Und begleitet vom Klatschen der Zuschauer, dem Rhythmus des Aulendorfer Narrenmarschs und dem sich langsam steigernden Schellen der Glocken und Glöckchen der Narrengewänder bricht sich Freude Bahn und es beginnt der erste Tanz der frisch befreiten Masken.

 

 

 

 

Eckhexen belagern das Schloss, die Bürgerwehr verwehrt den Zugang.

Bürgermeister Matthias I. rückt den Schlüssel der Stadt heraus. FOTO: K. KIESEL

Dabei allein bleibt es indes nicht, denn den Burggrafen reizt die „Macht des Regierens“, und so zieht er in Begleitung der Masken und seines Gefolges sodann zum Sturm aufs Rathaus. Dort allerdings verwehrt die Bürgerwehr den Zugang, denn Bürgermeister und Stadtrat zeigen sich wenig willig, ihren Platz zu räumen. „Der Schultes lässt sagen: er denkt nicht dran, weil er das Regieren viel besser kann“, verlautet es aus dem Schloss. Letztlich aber geben die Mannen der Bürgerwehr der Belagerung durch die Eckhexen nach, bevor noch Narrenblut vergossen wird, und lassen die Narren herein. Alsbald erscheinen sie mit Bürgermeister Matthias I. (Matthias Burth) auf dem Balkon, der die Amts- und Schlüsselgewalt  einschließlich des Narrenrechts unter den Augen der zahlreichen Besucher an den Burggrafen übergibt. Und so bleibt dem Zeremonienmeister die Proklamation: „Von dieser Stund’ an bis Aschermittwoch gilt die Narrenfreiheit in Aulendorf!“  Der Zunftmeister und seine Räte gestalten die Tage, wachen aber auch darüber, „dass nichts Unehrenhaftes und Schlechtes, Anstößiges und Sittenwidriges geschehen wird“. Es folgt die erste Amtshandlung, das Verlesen der närrischen Regierungserklärung.

Bericht: Schwäbische Zeitung Lokalausgabe Bad Waldsee 20.02.2020
Text: Paulina Stumm
Fotos: Paulina Stumm, K. Kiesel, DPA/Felix  Kästle

 

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„Wir haben eine sechs Meter lange Messlatte gebastelt“

Peter Baumann erklärt die seit 1965 zum Gumpigen gehörende Aulendorfer Tradition des Narrenlochsuchens

Peter Baumann

Sie gehören zwar nicht zum Brauchtum der Schwäbisch- Alemannischen Fasnet, aber trotzdem haben die Narrenlochsucher in Aulendorf eine lange Tradition. Paulina Stumm hat sich mit dem Leiter der Narrenlochsucher- Gruppe, Zunftrat PeterBaumann, unterhalten.  Im Interview verrät der 46-Jährige, wo das Narrenlochsuch- Spiel seinen Ursprung hat.

 

 

Das erste Narrenlochsuchen fand 1965 statt mit (von links) Kaplan Konrad Kückenweitz, Kaplan Otto Beck und Zunftrat Waldemar Münst.

Herr Baumann, wer sind die Narrenlochsucher?
Wir sind eine Gruppe der Narrenzunft, die momentan aus sechs Leuten besteht. Wir treffen uns immer so ab September/Oktober, um zu besprechen, was wir um das Spiel der Narrenlochsuche herum in diesem Jahr machen. Unsere Aufgabe ist auch, einmal im Jahr zur großen Narrenlochsucher-Sitzung zu laden. Da nehmen auch die Rektoren der Schulen, die Zimmermänner, der Bauhof, die Musiker und die Kanoniere teil – alle, die am Gumpigen und beim Narrenbaumstellen involviert sind – und wir besprechen den Ablauf und organisieren. Ich schreibe das Programm um das Narrenlochspiel und verteile es an Burggraf, Clown, Zeremonienmeister und meinen Co- Moderator Flo.

 

Früher wurde der Narrenbaum nicht wie heute auf dem Schlossplatz, sondern bei der Schule, heutige Grundschule, aufgestellt.

Für alle neu Zugezogenen, was ist die Narrenlochsuche?
Ein Spiel vor dem Narrenbaumstellen am Gumpigen (Donnerstag, 20. Februar, Anmk. d. Red.). Im Wesentlichen läuft es immer gleich ab: Wir suchen das Narrenloch und finden es dann auch. Aber wir schmücken das Geschehen etwas aus. Die Zimmermannsgilde kommt, um den Baum zu stellen, und findet das Loch nicht, dann schickt der Burggraf den Hofnarren, der holt die Narrenlochsucher zu Hilfe. Oft greifen wir in unseren Kostümen das Fasnetsmotto auf, oder wir sind in klassischer Narren lochsucher-Kleidung unterwegs. Wir bauen unser Mess-Equipment zum Einmessen des Narrenlochs auf und legen am Ende das Loch mit unserem Bohrer frei.

Ihnen ist klar, dass das für nicht Eingeweihte etwas seltsam klingt?
Ja schon, aber es geht darum, einen Anziehungspunkt für die Schüler zu schaffen und das Narrenbaumstellen mit etwas Spiel drum herum attraktiver für die Zuschauer zu machen. Seit zwei Jahren verteilen wir auch die Liedtexte, sodass alle mitsingen können.

 

 

 

Szene nach dem Narrenbaumstellen im Jahr 1965.

Lief die Narrenlochsuche denn immer schon so ab?
Nein, nicht ganz. Das Spiel wurde 1965 vom damaligen Zunftrat Waldemar Münst, Kaplan Beck und Kaplan Kückenweitz aus der Taufe gehoben. Schüler, Eltern und Lehrer fanden es sehr lustig, dass die Kapläne und Zunftoberen so lustig sein können und quasi jeden Blödsinn mitmachen. Sinn und Zweck war der gleiche, aber es lief etwas anders ab, damals wurde der Narrenbaum noch bei der Schule gestellt und das Narrenloch in Frack und Zylinder gesucht. Nachdem es gefunden war und der Baum stand, soll ein jüngerer Lehrer auf einem Baumstamm durchs Dorf geschoben worden und beim Umzug mit dabei gewesen sein. Das Ganze war wohl damals der Knaller und die Schüler fanden es toll, weil es nicht selbstverständlich war, dass es solchen Blödsinn drum herum gab. Die Narrenlochsucher, wie man sie heute kennt, im Bauanzug, mit Helm und Messlatte, gibt es erst seit den 80er-Jahren. In diesem Jahr haben wir als  Wiedererkennungszeichen übrigens eine sechs Meter lange, zusammensteckbare Messlatte gebastelt.

Bericht: Schwäbische Zeitung Lokalausgabe Bad Waldsee 18.02.2020
Text:  Paulina  Stumm
Fotos: Narrenzunft

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Magische Fabelwesen feiern in der Stadthalle

Publikum erlebt beim Aulendorfer Zunftball ein tanzfreudiges Programm und einen Filmdreh mit Hindernissen

Ganz getreu dem Motto der diesjährigen Aulendorfer Fasnet „Fabelwelten der Magie“ ist die Aulendorfer Stadthalle am Samstagabend mit Fabelwesen aller Art vollgepackt gewesen. Eröffnet wurde der dortige Zunftball durch den Fanfarenzug, der in die Halle einzog. Florian Angele von der Narrenzunft Aulendorf begrüßte die verkleideten Besucher. „Wir machen das heute so wie immer, bloß nicht ganz so gut, sonst kommen die jedes Jahr“, scherzte Angele in Bezug auf das Kamerateam des SWR Fernsehens die auf dem Zunftball drehen sollten.

Mit dem Einzug von Burggraf Andreas dem Ersten und seinen Hofpagen ging es dann richtig los. Die Hofpagen machten den Anfang mit einem von ihnen einstudierten Tanz. Für die Musik zwischen den Programmpunkten sorgte die Band „KAU-boyz“, die auch nach dem Programm noch für Partystimmung sorgte. Der nächste Auftritt waren die „Tanzbären“ aus Oggelshausen. Die sechs Männer im Schottenrock führten ihren Auftritt im Jumping vor, eine Sportart auf kleinen Trampolinen, bei der eine Choreografie zu schneller Musik einstudiert wird. Das begeisterte Publikum forderte auch sofort eine Zugabe, der die „Tanzbären“ gerne nachkamen.

Moderator Andreas Stöckler.

Der nächste Programmpunkt hatte schon eine lange Tradition. Seit 1983 gibt es laut Moderator Andreas Stöckler schon das „Männerballett“. Bei ihrem Theaterstück in dem verschiedene Fabelwesen vorkamen, erzählten sie „Geschichten mit und ohne wahren Hintergrund“ über die Ereignisse, die in und um Aulendorf im vergangenen Jahr stattgefunden haben. So wurden beispielsweise Anekdoten über das Eisenbahnfest oder das Hubertusfest erzählt. Auch die Aufregung um den Hundebadetag im Steegersee wurde in der Geschichte verpackt und natürlich gab es auch wieder kleine Anspielungen auf die Waldseer AHA-Zunft.

Zum letzten Mal waren dieses Jahr die „Hot Steps“ beim Zunftball dabei, die eine Tanznummer aufführten. Auch hier wollte das Publikum eine Zugabe.

Der Höhepunkt des Programms beim diesjährigen Zunftball war aber wohl der Auftritt der EinMannBand², zu dem auch das SWR-Fernsehen da war. Die Band hatte mit dem Lied „Auladorf zur Fasnetszeit“ bei dem Wettbewerb um den Närrischen Ohrwurm 2019 mitgemacht und gewonnen. Die Band gab bei ihrem Auftritt alles und auch das Publikum war in bester Stimmung und sang begeistert mit. Leider wurde dem Fernsehteam erst nach dem Auftritt bewusst, dass ihre Kameras keinen Akku hatten – also alles wieder auf Anfang. Doch die kleine Panne trübte die Stimmung nicht, so dass sowohl die Band als auch das Publikum beim zweiten Mal mindestens genau so viel Spaß hatten.

Auch die Aulendorfer Fasnetsband „Bollystop“ hatte einen Auftritt, bei dem sie zwei Lieder sangen, in denen es ebenfalls um die Fasnet und um alles, was in Aulendorf im zurückliegenden Jahr so passiert ist, ging.

Bei der Kostümprämierung landeten die „Feuervögel“ auf dem ersten Platz.

Als letzten Programmpunkt führten die „Celtic Boys“ einen Tanz und ein Lied auf. Verkleidet als irische Kobolde hatten sie einen aktuellen bekannten Hit umgedichtet und sangen nun „Aule, ich kann nicht mehr denken, ich glaub es ist Fasnet“.

Nach diesem Auftritt stand noch die jährliche Kostümprämierung auf dem Programm, bei dem die „Feuervögel“ mit ihrem aufwändigen Kostüm aus vielen Federn und mit großen Flügeln eindeutig gewannen.
Die „KAU-boyz“ sorgten dann mit ihrer Musik für die richtige Partystimmung, so dass alle auf dem Zunftball auch noch richtig tanzten und feierten.

Bericht: Schwäbische Zeitung Lokalausgabe Bad Waldsee 17.02.2020
Text und Fotos: Anna Markert

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Filmteam dreht Musikvideo in Aulendorf

Gewinner des Närrischen Ohrwurms 2019 lösen ihren Preis ein – Stadthalle ist Drehort

Rund ein Jahr ist es her, dass Aulendorfer Musiker mit dem Fasnetsschunkler „Auladorf zur Fasnetszeit“ den Närrischen Ohrwurm, einen Fastnachtshit-Wettbewerb des SWR-Fernsehens, gewonnen haben. Am Freitag war es nun endlich so weit, und die Musiker von „EMB2 & Die Aulendorfer“ bekamen ihren Preis: ein professionell gedrehtes Musikvideo zu ihrem Hit.

Kamera läuft! Sänger Andreas Herkommer stand mit der Band „Die Aulendorfer“ für ein Musikvideo auf der Stadthallenbühne.

Am Freitagnachmittag gegen 14.30 Uhr steht Andreas Herkommer – Sänger und zusammen mit Teil zwei der EinMannBand2, Peter Baurmann, Erfinder des neuen Aulendorfer Fasnetsschunklers – in der bunt geschmückten Aulendofer Stadthalle auf der Bühne und schmettert zum wiederholten Mal Liedzeilen aus „Auladorf zur Fasnetszeit“. Auf seinen Bandkollegen Baurmann müssen an diesem Tag allerdings alle verzichten, er fällt krankheitsbedingt aus und der Drehtermin, der an das närrische Treiben in der Stadthalle gebunden ist, war nicht verschiebbar. „Ein Wermutstropfen“ zwar, wie Herkommer sagt, trotzdem ist die Stimmung am Set fröhlich. Und auch die Kollegen der Band „Die Aulendorfer“ machen konzentriert mit – zumindest dann, wenn die Kamera mal läuft, denn neben Wiederholungen gehören auch Wartepausen zu einem solchen Drehtag dazu. Jetzt bekommt Schlagzeuger Dieter Langlouis erst mal eine Minikamera direkt
vor die Nase gebaut, dann noch einmal eine Runde Puder in Herkommers Gesicht, ein paar zusätzliche Anweisungen für die Kamerafrau von der Regie und dann geht es wieder weiter. Kamera läuft.

Zwei Mediengestqalter im ersten Ausbildungsjahr durften beim Dreh erstmals unter Anleitung erfahrener Kameraleute selbst filmen.

Eines allerdings fällt auf: Gedreht wird mit Playback-Musik, denn die Tonaufnahmen wurden bereits Anfang Januar im SWR-Studio in Stuttgart aufgezeichnet. Was für Szenen nun genau gedreht werden, ist noch ein bisschen geheim. Nur so viel: Als Komparsen sind ein paar Aulendorfer Masken an diesem Freitagnachmittag in die Stadthalle gekommen. Für den Ton dürfen zwei Schnörkele dann auch noch mal extra ihre Schellen erklingen lassen: gar nicht so einfach, ohne dabei zu hüpfen, denn das hat der Tontechniker auf dem knarzenden Holzboden verboten. „Wir haben das Drehbuch zusammen erarbeitet“, berichtet Herkommer von den Vorbereitungen mit dem Filmteam. Dabei habe man sich am Text des Lieds orientiert, das wie der Titel schon verrät, das närrische Treiben in der Aulendorfer Hochfas- TTnet vorstellt. „Die Kunst ist jetzt, dass es am Ende so herauskommt, wie wir es uns gedacht haben – spannend wird auch, was aus den vielen Stunden Filmmaterial am Ende tatsächlich im Video landet.“ Der SWR ist mit rund zehn Teammitgliedern für den Videodreh nach Aulendorf gekommen. „Es ist auch ein Ausbildungsprojekt“, erklärt Klaus Woede vom Landessender-Marketing und an diesem Tag für die Regie zuständig. Zwei Mediengestalter-Azubis, eine junge Frau und ein junger Mann, dürfen erstmals unter Anleitung erfahrener Kameramänner selbstständig filmen.

Weitere Aufnahmen für das am Ende fünf Minuten und ein paar Sekunden lange Musikvideo werden außerdem am Samstagabend beim Zunftball entstehen – neben „EMB2& Die Aulendorfer“ auf der Bühne werden die Kameras dann auch ins Publikum schwenken. Wann es das fertige Video zu sehen geben wird, ist noch offen. Der Schnitt sei für Anfang März terminiert, sagt Herkommer. „Wenn wir es haben, wollen wir im Zunftheim ein kleines Fest machen.“

Bericht: Schwäbische Zeitung Lokalausgabe Bad Waldsee 15.02.2020
Text und Fotos: Paulina Stumm

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Eltern und Großeltern sind beeindruckt

Kindergartenkinder basteln Bilder zum Fasnetsmotto

Sehr turbulent ist es am Freitagnachmittag im Zunftheim der Narrenzunft Aulendorf zugegangen. Fand doch zum 16. Mal die Vernissage der Kunstwerke statt, welche in jüngster Zeit in den Aulendorfer Kindertageseinrichtungen angefertigt wurden. Zum diesjährigen Fasnetsmotto „Fabelwelten der Magie – eine Fasnet voll Zauber und Phantasie“ haben sich die Kinder mit ihren Erzieherinnen einiges einfallen lassen und nicht nur gemalt, sondern auch geklebt, Glitzer verstreut und sogar Fotos mit eingearbeitet.

Staunen in der Ausstellung (von links): Max (4) vom Kindergarten St. Martin und Lina (5) mit ihrem Bruder Linus (2) bei der Ausstellung im Zunftheim Aulendorf.

Eltern und Großeltern waren beeindruckt von der Vielfalt der Hexen, Drachen und weiterem Getier, das zu sehen war. Bürgermeister Matthias Burth lobte in seiner Ansprache die Narrenzunft, die sich sehr darum bemüht, schon den Kleinsten das Brauchtum nahezubringen.

Zunftmeister Rolf Reitzel und Stellvertreter Florian Angele überreichten den Erzieherinnen als Dank für ihr Engagement den Jahresorden. Die Kinder wurden für ihre Beiträge mit einem bunten Nachmittag belohnt.

Das Vorbereitungsteam unter Leitung von Vanessa Kraut und Sandra Daiber hat für viel Abwechslung gesorgt. Neben verschiedenen Bastelstationen konnten die Kids sich beim Kinderschminken in ein Fabelwesen verwandeln lassen oder beim Kasperletheater zuschauen. Kein Wunder, dass überall nur fröhliche Gesichter zu sehen waren. Am Samstag, 8. Februar, besteht von 14 bis 17 Uhr nochmals die Möglichkeit, die Kunstwerke anzuschauen und am Kinderprogramm teilzunehmen. Der Umsatz aus dem Verzehr beider Nachmittage wird unter den zehn Kindergärten verteilt, verkündete der Zunftmeister.

Bericht: Schwäbische Zeitung Lokalausgabe Bad Waldsee 08.02.2020
Text und Foto: Claudia Buchmüller

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„Wir stehen als Zunft voll hinter einer barrierefreien Fasnet“

Aulendorfs Zunftmeister lobt die Ideen des Behindertenbeauftragten –
Nach der Fasnet 2021 will Rolf Reitzel sein Amt niederlegen

Die Fasnet steht in den Startlöchern, spätestens mit der Maskenbeschwörung und der Übernahme der Amts- und Schlüsselgewalt am Mittwoch, 19. Februar, startet offiziell die Hochfasnet. Für die 1600 Hästräger der Aulendorfer Narrenzunft beginnt damit wieder die schönste Jahreszeit. Karin Kiesel hat mit Zunftmeister Rolf Reitzel über die diesjährige fünfte Jahreszeit, die neue barrierefreie Ortsfasnet sowie über das große Landschaftstreffen 2021 und seine geplante Amtsniederlegung nach diesem Großereignis gesprochen.

Herr Reitzel, wie laufen die Vorbereitungen für die diesjährige Fasnet?
Auf Hochtouren. Bislang läuft alles gut und wir sind voll im Plan. Jetzt kommt noch der Feinschliff, sodass wir eine schöne Fasnet haben können.

Noch wähnt sich die Stadtführung in Sicherheit, doch am 19. Februar werden die Aulendorfer Eckhexen trotz guter Bewachung das Schloss stürmen und die Narren wieder die Macht übernehmen. ARCHIVFOTO: PAULINA STUMM

In diesem Jahr gibt es erstmals eine barrierefreie Fasnet, damit nimmt Aulendorf eine Vorreiterrolle im Land ein. Wie sehr erfreut Sie das und welche besonderen Aufgaben bringt das in der Vorbereitung mit sich?
Es freut mich riesig, dass Herr Kemper als Behindertenbeauftragter der Stadt mit seinen Ideen auf uns zugekommen ist. Wir stehen als Zunft voll hinter einer barrierefreien Fasnet und versuchen, alles möglich zu machen. Es sind zwei Gebärdendolmetscher engagiert worden und für Rollstuhlfahrer soll es rund um die Zufahrt zum Schlossplatz gute Plätze für freie Sicht geben. Es wird spannend werden, wie viele Menschen die Angebote nutzen werden, das lässt sich jetzt natürlich noch nicht sagen.

„Fabelwelten der Magie – eine Fasnet in Auladorf voll Zauber und Fantasie“: Das Motto der diesjährigen Fasnet lässt den Besuchern wieder viel Raum für Kreativität. Was erwarten Sie alles an Ideenreichtum zu sehen?
Da lasse ich mich am Gumpigen wieder überraschen, wie die Leute alle aussehen. Das wird wie jedes Jahr sicher wieder bunt und lustig. Unsere ulkigen Gruppen sind da sehr kreativ und wir haben jedes Jahr eine große Freude daran. Da ich selbst als Zunft meister unterwegs bin und früher bereits als Burggraf, muss ich mir keine Gedanken zu einer Verkleidung machen, das mache ich dann zur Fasnet 2022.

Aulendorfs Zunftmeister Rolf Reitzel will nach dem großen Landschaftstreffen 2021 sein Amt niederlegen.

Heißt das, dass Sie als Zunftmeister aufhören wollen?
Ja, nach der Fasnet und dem Landschaftstreffen 2021 werde ich das Amt niederlegen, danach finden die Wahlen statt. Im Jahr 2012 wurde ich als Nachfolger von Klaus Wekenmann zum Zunftmeister gewählt, auch er hatte damals nach dem großen Landschaftstreffen aufgehört. Doch davor stehen erst noch zwei schöne und interessante Fasnetszeiten bevor.

Das Landschaftstreffen ist ein gutes Stichwort. Es findet am 30. und 31. Januar nächstes Jahr statt. Wie intensiv sind bereits die Vorbereitungen?
Wir sind seit einem halben Jahr bereits mit den Planungen und den Vorbereitungen beschäftigt. Von allen 34 eingeladenen Zünften haben wir mittlerweile die Zusagen erhalten. Nun haben wir auch die Genehmigung für die Freinacht erhalten, also Stück um Stück fügt sich eines zum anderen. Aktuell warten wir noch auf eine Zusage vom SWRFernsehen. Was wir beim Landschaftstreffen, das alle neun Jahre in Aulendorf stattfindet, auf jeden Fall auch anbieten werden, sind die inklusiven Angebote für eine barrierefreie Fasnet, die wir dieses Jahr neu haben und erstmals ausprobieren.

Zurück zum diesjährigen Motto: Stammt das wieder vom stellvertretenden Zunftmeister Flo Angele?
Die Vorschläge für das jeweilige Motto kommen auch teilweise aus den Reihen unserer Hästräger und ulkigen Gruppen. Flo Angele nimmt die Ideen auf und ist sehr kreativ dabei, daraus ein Motto vorzuschlagen. Das letztjährige Motto Zoo ging auch auf die Idee eines Hästrägers zurück. Gespannt bin ich in diesem Jahr auch wieder, wie die Kinder das Motto umsetzen, welche Fabelwesen sie malen werden und am Wochenende bei ihrer Ausstellung im Zunftheim präsentieren.

Ein Höhepunkt wird erneut der Narrensprung am Fasnetssonntag sein. Mit wie vielen Zünften und Besuchern rechnen Sie?
Es sind neun Zünfte mit rund 1000 bis 1500 Hästrägern dabei. Auch die Waldseer Zunft ist im wechselnden Turnus in diesem Jahr wieder in Aulendorf mit dabei, vielleicht kommen sie ja schon mit 1000 (lacht). Besucher waren es in den vergangenen Jahren in der Regel zwischen 1500 und 2000.

Bericht: Schwäbische Zeitung Lokalausgabe Bad Waldsee 04.02.2020
Text: Karin Kiesel
Foto: Paulina Stumm

 

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Aulendorf startet in die Hallenfasnet

Die Masken sind wieder frei – Wenn Mystik auf Wortwitz trifft und Urschwäbisch auf Fränkisch

Mit dem „Häsrichten“ ist die Narrenzunft Aulendorf am Samstagabend traditionell in die Hallenfasnet 2020 gestartet. Der stellvertretende Zunftmeister Florian Angele freute sich über die vielen Gäste in der „altehrwürdigen und ach so wunderbaren Stadthalle“ und begrüßte gewohnt humorvoll Ehrengäste und Narrenfreunde aus Baienfurt, Weingarten, Tettnang und Bad Waldsee. In die jeweiligen Narrenrufe und das Tatü-Tata als Dank für die Anwesenheit des DRK stimmten die Besucher lautstark mit ein.

Der Aulendorfer Maskenmeister Michael Weißenrieder besucht die Originalmasken am Verbannungsort und verspricht, den ausgesprochenen Bann in Bälde zu brechen.

Mit dem Klang von elf Glockenschlägen begann einer der mystischen Momente der Aulendorfer Fasnet mit Gänsehautfaktor. Begleitet von düsteren Musikklängen nahm Maskenmeister Michael Weißenrieder die Anwesenden bei Schummerlicht mit an den geheimen Verbannungsort der ungeduldig wartenden Aulendorfer Originalmasken. „He da, schließt auf des Zauberberges großes Tor“ forderte er die Öffnung des Verbannungsortes. Dann versprach er, in Bälde den Bann zu brechen, damit der Maskenspuk wieder beginnen könne.

Im Anschluss ehrte Zunftmeister Rolf Reitzel für 60-jährige Mitgliedschaft Hedwig Hörburger und Dieter Hörburger, der seit 1967 Maskengruppenführer ist, bevor er Sarah Landthaler für das Jugendrotkreuz einen Scheck in Höhe von 555,55 Euro übergab. Die Gewinnerband des „Närrischen Ohrwurm 2019“ durfte natürlich nicht fehlen und so wurde zu „Auladorf zur Fasnetszeit“ ausgiebig geschunkelt und gesungen. Das Häsrichterteam Maria Arnold alias Draudl Brosecco, Carina Baur als Frau Bäuerle, Sandra Daiber als S‘Daiberle, Tina Heinemann als die Stuagertere, Irene Steinhauser als Frau Stoi und Britta Wekenmann alias Hausmeister Bruno startete vor dem geschlossenen Bühnenvorhang mit dem Häsrichterlied auf die Melodie von „Country roads“.

Die Häsrichter auf dem Wertstoffhof (von links): Britta Wekenmann, Maria Arnold, Irene Steinhauser, Sandra Daiber, Tina Heinemann und Carina Baur.

Der alljährlich mit Spannung erwartete Spielort entpuppte sich als Recyclinghof „GschHeydt“, passend zu etlichen Geschichten über verlorene Schlüssel, vergessene Geldbeutel und vermisste Hexenmasken. Viele Begebenheiten, welche das Team mit Sprachwitz und schauspielerischem Talent vorbrachte, wurden durch umgedichtete Liedtexte, live gesungen wohlgemerkt, ergänzt. Passend zu den Missgeschicken, die den Häsrichtern zugetragen worden sind, hat Ansgar Wekenmann, ein Meister am Zeichenbrett, Karikaturen gefertigt.

Allein schon der fränkische Dialekt der Draudl und das Urschwäbisch des bruddligen Bruno brachte die Zuschauer in der Halle ein ums andere Mal zum Lachen und manchmal trafen auch fragende Blicke den Nebenmann am Tisch.

So reihte sich Gschichtle an Gschichtle, Auftritte des Bürgermeisters mit fehlendem Brillenbügel kamen ebenso zur Sprache wie die Bußgelder, die im Nachbarstädtle nach dem dortigen Altstadtfest verhängt wurden. Sonderapplaus bekam die Samstagsdemonstrantin S‘Daiberle, die mit dem Plakat „Fasnet für Alle“ und ihrem „Ich bin hier, ich bin laut, dass niemand mir dia Fasnet klaut“, wohl voll den Nerv des Publikums traf. Viele amüsante Geschichten, 14 Lieder und 24 Karikaturen später, erhielten die Häsrichter hochverdienten Schlussapplaus und die Gäste tanzten noch lange zur Musik von „Einmannband²“.

Bericht: Schwäbische Zeitung Lokalausgabe Bad Waldsee 27.01.2020
Text und Fotos: Claudia Buchmüller

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Vorreiter: Aulendorf plant behindertengerechte Fasnet

Behindertenbeauftragter und Aulendorfer Narrenzunft arbeiten an drei Projekten

Eine Umzugsmoderation in Gebärdensprache, das Aulendorfer Fasnetsheft in Blindenschrift und ein für Rollstuhlfahrer reservierter Zuschauerplatz beim Großen Narrensprung am Fasnetssonntag: Bei der Aulendorfer Fasnet wird in diesem Jahr erstmals explizit auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung geschaut und sich auf die Suche nach Lösungen gemacht.

Franz-Erwin Kemper (links), Behindertenbeauftragter der Stadt, hat das Infoheft zur Aulendorfer Fasnet in Blindenschrift übersetzt, der stellvertretende Zunftmeister Florian Angele hat die passende Gebärde für den Aulendorfer Narrenruf: „Ha, ha, ha – jo was saischt au!“

Aufgebracht hat die Idee der neue Behindertenbeauftragte der Stadt Aulendorf, Franz-Erwin Kemper – und rannte damit bei Florian Angele offene Türen ein. Nicht nur, weil der stellvertretende Zunftmeister der Aulendorfer Narrenzunft selbst ein behindertes Kind hat, sondern „weil es ein Acker ist, der noch nicht bestellt ist; es hat sich einfach noch keiner darum gekümmert. Aber die Fasnet ist für alle da“, sagt Angele.

Diesen Eindruck bestätigt auch ein kurzer Anruf beim Pressereferent der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN). Er kann sich abgesehen von barrierefrei umgebauten Zunftstuben und dem barrierefrei zugänglichen Fastnachtsmuseum des VSAN in Bad Dürrheim spontan an kein Projekt erinnern, eine Art Behindertenbeauftragten gebe es bei der Vereinigung bislang nicht. Die Aulendorfer Narrenzunft gehört mit ihren rund 1600 Maskenträgern zu den Zünften der VSAN. Auch eine kurze Google-Suche – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – bestätigt den Eindruck: Eine barrierefreie Fasnet scheint in der Region bislang kaum ein Thema zu sein.

Hinter den feinen punktuellen Erhebungen auf dem Papier ergibt sich für Blinde aus dem Muster der Blindenschrift ein Informationsheft über die bunte Aulendorfer Fasnet.

Der Aulendorfer Behindertenbeauftragte Kemper schildert, dass er auf seiner Suche nach Vorbildern nur sehr wenig gefunden habe: „Wir haben recherchiert und finden kein einziges Beispiel in Deutschland – nur in Köln gibt es eine Tribüne, auf der das Geschehen speziell für Blinde beschrieben wird.“ Abschrecken lassen haben sich Kemper und Angele davon nicht: „Ich habe auch gedacht: Wie machen wir das? Aber nichts zu machen ist das Blödeste“, sagt Angele. „Wir wollen zeigen, dass es geht, und dafür sorgen, dass es selbstverständlich wird“, sagt Kemper, der ursprünglich aus dem Rheinland kommt, und hofft, dass die Aktionen Nachahmer finden. Die beiden sammelten Ideen, drehten Gedankenrunden und haben sich für die diesjährige Fasnet drei erste Schritte vorgenommen. Eines davon ist ein Projekt, mit dem Kemper bereits vor einem Jahr angefangen hat und dessen Ergebnis er nun in Händen hält: Er, der er selbst erblindet ist, hat das Fasnetsheft der Narrenzunft in Blindenschrift übersetzt. Herausgekommen ist eine für Sehende unspektakulär aussehende Bindung schlicht weißer Papierbögen, aus denen sich dicht an dicht die feinen Punkte der Blindenschrift abheben. Blinden bietet dieses Heft jedoch ertastbaren Einblick in die bunte Tradition der Aulendorfer Fasnet, deren Figuren und das Geschehen während der närrischen Tage. Im Wesentlichen, beschreibt Kemper, habe er 1:1 übersetzt, „nur, wenn der Text auf ein Bild hinweist und ich davon ausgegangen bin, dass es ohne Bild nicht zu verstehen ist, habe ich Erläuterungen gemacht“. Etwa 20 der Hefte will er, der eine entsprechende Druckmaschine zu Hause hat, herstellen und im Bürgerbüro auslegen.

Beim Großen Narrensprung wird die Moderation für Hörbehinderte in Gebärdensprache übersetzt.

Als zweiten Schritt, der es Behinderten erleichtern soll, die Aulendorfer Fasnet mitzuerleben, wird die Moderation beim diesjährigen Umzug am Fasnetssonntag für hörbehinderte Besucher in Gebärdensprache übersetzt. Eine Dolmetscherin, die in der Gemeinde lebt und mit der Fasnet vertrautist, wird dafür gut sichtbar auf der Ehrentribüne bei der Volksbank stehen und Informationen zu den Hästrägern und den Zünften vermitteln. Dabei werde sie nicht 1:1 die Moderation für das sehende Publikum übersetzen, sondern müsse überlegen, was sie von dem, was sie höre, übersetzten könne, berichten die beiden. Eine Stunde in Gebärden zu dolmetschen sei daher recht anstrengend, weitere Gebärdendolmetscher hätten sie für diesen Tag aber nicht gefunden. Den Einsatz der Dolmetscherin bezahlt dabei die Stadt Aulendorf über das Budget, das dem Behindertenbeauftragten zur Verfügung steht.

Dass sie mit diesem Angebot nicht alle hörbehinderten Menschen erreichen, zeigte sich im Lauf der Vorbereitungen, als sie mit der Zieglerschen Behindertenhilfe in Aulendorf Kontakt aufnahmen, berichtet Angele: „Die nutzen gar nicht die normale Gebärdensprache, sondern eine vereinfachte Lösung.“ Aber es sei eben ein Anfang, es werde sich zeigen, wo Grenzen seien und wo man in Zukunft ansetzen müsse, sagen die beiden.

Beim dritten Ansatz sind Rollstuhlfahrer im Blick; sie sollen beim Fasnetsumzug am Sonntag, 23. Februar, bessere Sicht bekommen. Oder wie Kemper sagt: „Ordner werden dafür sorgen, dass Rollifahrer nicht nur Ärsche sehen.“ Und zwar auf einem speziellen Platz an der Umzugsstrecke, der für Rollstuhlfahrer reserviert sein wird: auf der Zufahrt zum Schlossplatz, schräg gegenüber des Schlosses. Dick oder dünn, arm oder reich, sehend oder blind, bei der Fasnet gehe es auch darum, die Grenzen des „Normalen“ einmal aufzuweichen. „Schön wäre, es wäre das ganze Jahr so, aber zumindest bei der Fasnet sind alle gleich“, sagt Angele und hat dabei auch die Ursprünge des fasnächtlichen Treibens im Blick, damals, als die Obrigkeit den Untergebenen einen narrenfreien Tag gewährte und es gestattet war, auch der Obrigkeit einmal den Spiegel vorzuhalten – quasi eine Urform dieser Grenzverschiebung. Auch deshalb sagt Angele zum Thema Barrierefreiheit: „Wenn nicht an der Fasnet, wann dann?“

Bericht: Schwäbische Zeitung Lokalausgabe Bad Waldsee 18.01.2020
Text und Fotos: Paulina Stumm

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Narrenzunft Aulendorf ehrt Mitglieder

Verdiente Narren bekommen Abzeichen, Verdienstorden und Ehrennadeln

Traditionell lädt die Narrenzunft Aulendorf am 5. Januar verdiente Narren zum Ehrenabend ins Zunftheim ein. Zunftmeister Rolf Reitzel und seine Stellvertreter Florian Angele und Paul Mock nahmen die Ehrungen vor. Der Landschaftsvertreter der Landschaft Oberschwaben-Allgäu Franz Mosch überreichte die Ehrennadeln für herausragende Verdienste im Sinne der „Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte“ (VSAN). Das VSAN-Abzeichen in Gold tragen zukünftig Hartmut Theoboldt, Alfred Ohlinger und Markus Schwarz. Andreas Herkommer und Joachim Zimmermann in Silber und Steffi Fischer, Stefan Weinfurter und Florian Angele in Bronze am Häs.

Verdiente Narren der Aulendorfer Narrenzunft. Von links nach rechts: Rolf Reitzel, Paul Mock, Hartmut Theoboldt, Franz Mosch, Alfred Ohlinger, Stefan Weinfurter, Andreas Herkommer, Steffi Fischer, Markus Schwarz, Joachim Zimmermann, Ehrenzunftrat Franz Hack und Florian Angele.

Bei den hauseigenen Ehrungen verlieh die Zunft den Großen Verdienstorden in Bronze an vier Mitglieder es geschäftsführenden Zunftrates. Zahllose Stunden haben Florian Angele, stellvertretender Zunftmeister,  Paul Mock ebenfalls stellvertretender Zunftmeister, Michael Weißenrieder, Mitgliedswart, und Christian Ramsperger, jahrelanger Säckelmeister, im Zeichen der Fasnet verbracht. Der kleine Verdienstorden wurde an zwei Würdenträger in Abwesenheit verliehen. Markus Metzler, Hexenmeister von 2005 bis 2020, und Dieter Hörburger, der seit 1967 das Amt des Maskengruppenführers innehat.

Der Hausorden ging an Beate und Jürgen Schmid, die seit vielen Jahren die Narrenzunft bei den Besuchen der Kindergärten musikalisch begleiten, Hedwig Hörburger, Maskengruppenführerin seit 1970 (in Abwesenheit), Helmut Müller, Helmut und Reinhold Geng als verdiente Hexenwagenhexen und Thomas Henkel, als langjährige und treue Sprunghexe. Ebenfalls mit einem Hausorden wurde Helmut Heydt für seine Unterstützung der Zunft in allen Fragen zu Absperrung, Müllentsorgung oder auch wenn mal für ungewöhnliche Programmpunkte größere Gerätschaften benötigt werden, geehrt.

Über einen Sternorden freuen sich der stellvertretende Maskenwart Kai Bebendorf, die sportlichen Sprunghexen Benjamin Raisch und Armin Schulze, für kilometerlange, in unfassbar vielen Stunden genähte Fasnetsbändel Hildegard und Herbert Herkommer, für tatkräftige und närrische Unterstützung aus dem Rathaus durch Tanja Nolte vom Hauptamt und Dirk Gundel von der Kämmerei (beide in Abwesenheit) sowie Claudia und Michael Heydt (beide in Abwesenheit), für zehn Jahre Fanfarenzug Jonas Beutinger, für tatkräftige Unterstützung überall, wo Bedarf besteht, Lorenz Egle, Uli Tampert und Sandra Sonntag (in Abwesenheit) von den Schussentäler Schalmeien und Wolfgang Unger für seinen Einsatz um die Fanartikel und den Zunftball (ebenfalls in Abwesenheit). Für ihre erfolgreiche Teilnahme mit ihrem Fasnetshit „Auladorf zur Fasnetszeit“ beim „Närrischen Ohrwurm“ des SWR erhielten die Mitglieder der EinMannBand2 feat. „Die Aulendorfer“ ebenfalls den Sternorden.

Außerdem verlieh das Ordenteam den zahlreichen, langjährigen Maskentragenden Ehrungen für unermüdliche Einsätze bei Auswärtstreffen und der Gestaltung der Aulendorfer Hausfasnet. Entsprechend mit einer Ehrennadel und einer Urkunde ausgezeichnet wurden für 60 Jahre Zunftmitglied Hedwig Hörburger (in Abwesenheit) und August Schmid. Für 50 Jahre Zunftmitglied (teilweise in Abwesenheit) Maria Baur, Josef Brauchle, Axel Enz, Gabriele Gossger, Zita Günther, Siegfried Hügler, Marianne Karman, Birgit Kienhöfer, Edgar Kümmerle, Gaby Lochmüller, Lothar Maucher, Susanne Maucher, Margret Mühleisen, Hans Rautenberg, Rudi Saal, Raimund Thoma und Helmut Wild.

Von den insgesamt 170 eingeladenen Ehrennadeltragenden fielen noch weitere 45 auf 40 Jahre Zunftmitglied, 35 auf 30 Jahre Zunftmitglied, 50 auf 20 Jahre Zunftmitglied und 21 auf 10 Jahre Zunftmitglied.

Bericht: Schwäbische Zeitung Lokalausgabe Bad Waldsee 08.01.2020
Text: Britta Wekenmann
Foto: peter Herbst

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Vom Fasnetsmuffel zum Zunftmeister

Klaus und Helga Wekenmann blicken auf die Geschichte der Narrenzunft Aulendorf zurück

Klaus und Helga Wekenmann erzählen, weshalb er ohne sie wohl niemals Ehrenzunftmeister der Aulendorfer Narrenzunft geworden wäre.

 Mit dem Jahresende geht auch das Jubiläumsjahr der Aulendorfer Narrenzunft zu Ende, die heuer gleich dreifach zu feiern hatte: Vor 340 Jahren, im Jahr 1679, gewährten die Grafen zu Königsegg-Aulendorf den Aulendorfern einen narrenfreien Tag, vor 80 Jahren, 1939, gab es den ersten Narrenzug in der Stadt und vor 70 Jahren, 1949, gründete sich die Aulendorfer Narrenzunft als Verein. Wer wissen will,  was in diesen 70 Jahren so alles geschehen ist, kann in Archiven und Chroniken nachlesen – oder sich mit Klaus und Helga Wekenmann unterhalten und dabei ganz persönliche Erinnerungen, aber auch fast vergessene Erklärungen erzählt bekommen. Bei der Gründung der Zunft waren die beiden freilich nicht dabei, waren sie doch noch Kinder. Klaus Wekenmann als gebürtiger Ravensburger kam ohnehin erst 1965 als Postler nach Aulendorf und hatte seinerzeit noch „gar keine Ahnung von der Fasnet“. Dass er später Zunftmeister, 38 Jahre lang Maskenmeister und zwischendurch sogar einmal Burggraf sein würde – damals unvorstellbar, er wollte eigentlich gar nicht lange bleiben. Und auch die erste Begegnung mit der Aulendorfer Fasnet stellt noch keine Weichen; 1966 ist er in der Stadthalle dabei. „Ich habe damit nichts anfangen können“, erinnert sich der 76-Jährige. Im Jahr darauf allerdings lädt ihn Helga zum Zunftball ein, „das war gleich was ganz anderes“, sagt Wekenmann und lacht.

Helga Wekenmann kam schon als Kind zur Aulendorfer Zunft und bekam mit 14 Jahren, dem Mindestalter, eine Fetzles-Maske. Sie bewahrt sie noch heute auf. „Damals gab es von der Volksbank noch einen Maskenkredit“, erinnert sich die 81-Jährige. Die abzustotternden fünf Euro im Monat ermöglichten es auch jungen Leuten, sich eine Maske leisten zu können. Als sie ihren Mann kennenlernt, ist sie Hofnärrin und bringt ihm das Brauchtum näher. Klaus Wekenmann wird schon auf die Fasnet 1968 hin schnell Zunftrat, „weil man mich als Hofnärrin halten wollte“, sagt sie. Weil der Jungzunftrat im selben Jahr im Zunftrat aufging, sagt er. Sicher ist, seither ist Klaus Wekenmann in der Zunft aktiv.

Über die Jahre haben sich eineinhalb Meter DIN-A5-Ringbuchordner angesammelt, in denen Wekenmanns Fotos und Erinnerungen aufbewahren. Etwa die Speisekarte zur Feier von 333-Jahren narrenfreier Tag. Das Thema gab das historische Original vor: In der Erlaubnis habe es 1679 schon geheißen, „ein Hafen Linsen und ettliche bereite Hühner lassen ganz wohl leben“, erzählt Klaus Wekenmann. Aber auch Bilder von Ausflügen der Aulendorfer Narren nach Bad Waldsee finden sich dort.

2012 feierte die Narrenzunft 333 Jahre Narrenfreiheit in Aulendorf – die Torte wurde nach einigem zögern dann doch aufgeschnitten.

2007 feierte die Narrenzunft 55 Jahre Narrenmarsch. Erfunden hat ihn 1952 Franz Bauer, der, wie viele Zunfträte, Lehrer war.

„Wir haben uns in den letzten 50 Jahren bemüht, eine gute Verbindung herzustellen. Das ist uns, glaube ich, auch gelungen“, sagt Wekenmann und freut sich, dass die nächste Generation das übernommen habe; Jungzunftrat und der Waldseer Jungelferrat würden beispielsweise einmal im Jahr gemeinsam feiern. Immerhin würden die beiden Zünfte zusammengerechnet rund zehn Prozent der Maskenträger in der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte vertreten. Der Ursprung der Verbindung liegt indes in Bad Canstatt. 1968 weilten Wekenmanns dort zum großen Narrentreffen, als sie nachts Musik zu einer Gaststätte lockte, die sie zwecks „geschlossener Gesellschaft“ aber nicht betreten durften. Der damalige Waldseer Zunftmeister Gebhard Graf von Waldburg zu Wolfegg und Waldsee habe die Szene mitbekommen
und ihnen Einlass verschafft, dann habe man die ganze Nacht mit den Waldseern zusammen gefeiert.

Was auf sehr vielen Bildern auftaucht und aus dem heutigen Bild der Aulendorfer Fasnet auch bei den Zuschauern nicht mehr wegzudenken ist, ist der bunte Schal in den Farben des Kopftuchs der Eckhexen der Aulendorfer. Den ersten dieser Schals indes strickte Helga Wekenmann 1975, das Jahr, in dem der damalige Zunftmeister Waldemar Münst so erkältet war, „dass er nur noch gekrächzt hat“, erinnert sie sich, weshalb sie ihm zum 11.11. den Schal schenkte. Ein paar Jahre später strickte sie auch dem damaligen stellvertretenden Zunftmeister Hartmut Sczech solch einen bunten Halswärmer, und weil das so geschickt gewesen sei, hätten auch andere Zunfträte sich einen gewünscht. „Am Schluss wollte jeder einen Schal“, erklärt Wekenmann, wie die bunte Schalstrickerei in Aulendorf um sich griff – und spätestens seit so ziemlich jeder Aulendorfer einen solchen Schal habe, sei er akzeptiert, auch wenn er ursprünglich nicht zum Häs gehöre.

Dass die Fasnet nicht nur entstehungsgeschichtlich– als letzte Möglichkeit, vor der nach Aschermittwoch beginnenden Fastenzeit zu feiern – eng mit der katholischen Kirche verbunden ist, sondern auch heute noch Bezüge herstellt, auch davon zeugt Wekenmanns Sammlung. Etwa das Bild, das ihn 2009 zusammen mit Margit Angele an einem Fasnetssonntag bei der Narrenmesse tanzend in der Pfarrkirche St. Martin zeigt; er habe zuvor beim Pfarrball aus dem Alten Testament zitiert, eine lebensfreudige Stelle, in der David die Bundeslade in den Tempel bringt, tanzt und Musik ihn begleitet. Wekenmann äußerte den Wunsch, mehr von solcher Stimmung in der Kirche haben zu wollen, „da sagte Pfarrer Utz: ja, dann tanzt doch“, erinnert er sich und setzte das in der folgenden Narrenmesse prompt um.

Mittlerweile hat Klaus Wekenmann sich darangemacht, einige der Erinnerungen, aber auch Erzählungen älterer Narren aufzuschreiben für die Enkelgeneration. Damit Wissen und Erinnerung zur Geschichte der Aulendorfer Fasnet erhalten bleiben.

Bericht: Schwäbische Zeitung Lokalausgabe Bad Waldsee 31.12.2019
Text: Paulina Stumm
Foto: Paulina Stumm, Narrenzunft Aulendorf

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