„Wir haben eine sechs Meter lange Messlatte gebastelt“

Peter Baumann erklärt die seit 1965 zum Gumpigen gehörende Aulendorfer Tradition des Narrenlochsuchens

Peter Baumann

Sie gehören zwar nicht zum Brauchtum der Schwäbisch- Alemannischen Fasnet, aber trotzdem haben die Narrenlochsucher in Aulendorf eine lange Tradition. Paulina Stumm hat sich mit dem Leiter der Narrenlochsucher- Gruppe, Zunftrat PeterBaumann, unterhalten.  Im Interview verrät der 46-Jährige, wo das Narrenlochsuch- Spiel seinen Ursprung hat.

 

 

Das erste Narrenlochsuchen fand 1965 statt mit (von links) Kaplan Konrad Kückenweitz, Kaplan Otto Beck und Zunftrat Waldemar Münst.

Herr Baumann, wer sind die Narrenlochsucher?
Wir sind eine Gruppe der Narrenzunft, die momentan aus sechs Leuten besteht. Wir treffen uns immer so ab September/Oktober, um zu besprechen, was wir um das Spiel der Narrenlochsuche herum in diesem Jahr machen. Unsere Aufgabe ist auch, einmal im Jahr zur großen Narrenlochsucher-Sitzung zu laden. Da nehmen auch die Rektoren der Schulen, die Zimmermänner, der Bauhof, die Musiker und die Kanoniere teil – alle, die am Gumpigen und beim Narrenbaumstellen involviert sind – und wir besprechen den Ablauf und organisieren. Ich schreibe das Programm um das Narrenlochspiel und verteile es an Burggraf, Clown, Zeremonienmeister und meinen Co- Moderator Flo.

 

Früher wurde der Narrenbaum nicht wie heute auf dem Schlossplatz, sondern bei der Schule, heutige Grundschule, aufgestellt.

Für alle neu Zugezogenen, was ist die Narrenlochsuche?
Ein Spiel vor dem Narrenbaumstellen am Gumpigen (Donnerstag, 20. Februar, Anmk. d. Red.). Im Wesentlichen läuft es immer gleich ab: Wir suchen das Narrenloch und finden es dann auch. Aber wir schmücken das Geschehen etwas aus. Die Zimmermannsgilde kommt, um den Baum zu stellen, und findet das Loch nicht, dann schickt der Burggraf den Hofnarren, der holt die Narrenlochsucher zu Hilfe. Oft greifen wir in unseren Kostümen das Fasnetsmotto auf, oder wir sind in klassischer Narren lochsucher-Kleidung unterwegs. Wir bauen unser Mess-Equipment zum Einmessen des Narrenlochs auf und legen am Ende das Loch mit unserem Bohrer frei.

Ihnen ist klar, dass das für nicht Eingeweihte etwas seltsam klingt?
Ja schon, aber es geht darum, einen Anziehungspunkt für die Schüler zu schaffen und das Narrenbaumstellen mit etwas Spiel drum herum attraktiver für die Zuschauer zu machen. Seit zwei Jahren verteilen wir auch die Liedtexte, sodass alle mitsingen können.

 

 

 

Szene nach dem Narrenbaumstellen im Jahr 1965.

Lief die Narrenlochsuche denn immer schon so ab?
Nein, nicht ganz. Das Spiel wurde 1965 vom damaligen Zunftrat Waldemar Münst, Kaplan Beck und Kaplan Kückenweitz aus der Taufe gehoben. Schüler, Eltern und Lehrer fanden es sehr lustig, dass die Kapläne und Zunftoberen so lustig sein können und quasi jeden Blödsinn mitmachen. Sinn und Zweck war der gleiche, aber es lief etwas anders ab, damals wurde der Narrenbaum noch bei der Schule gestellt und das Narrenloch in Frack und Zylinder gesucht. Nachdem es gefunden war und der Baum stand, soll ein jüngerer Lehrer auf einem Baumstamm durchs Dorf geschoben worden und beim Umzug mit dabei gewesen sein. Das Ganze war wohl damals der Knaller und die Schüler fanden es toll, weil es nicht selbstverständlich war, dass es solchen Blödsinn drum herum gab. Die Narrenlochsucher, wie man sie heute kennt, im Bauanzug, mit Helm und Messlatte, gibt es erst seit den 80er-Jahren. In diesem Jahr haben wir als  Wiedererkennungszeichen übrigens eine sechs Meter lange, zusammensteckbare Messlatte gebastelt.

Bericht: Schwäbische Zeitung Lokalausgabe Bad Waldsee 18.02.2020
Text:  Paulina  Stumm
Fotos: Narrenzunft

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