Liebevolle Frotzeleien

Die Aulendorfer Narren haben ihre Häser in der Stadthalle gerichtet

Wenn am 6. Januar die schwäbisch-alemannische Fasnet beginnt, ist das in vielen Narrenorten der Tag des „G’schellabstauben“, „Häs-Entmotten“ oder ähnlichen Veranstaltungen, die aufzeigen, dass es Zeit wird, Masken und Häser für die närrische Zeit aus Kästen und Truhen zu holen und für das Narrentreiben herzurichten. In Aulendorf geschieht dies drei Wochen vor dem Fasnetssamstag mit dem „Häsrichten“.

Diese Veranstaltung gilt als alljährlicher närrischer Höhepunkt, und alle Narren strömen hin. So auch am vergangenen Samstagabend, als trotz starkem Schneefall in der närrisch geschmückten Stadthalle der offizielle Start in die fünfte Jahreszeit mit mystischem Partyflair gefeiert wurde.

Florian Angele, stellvertretender Zunftmeister, führte als Moderator durch das Programm und freute sich sehr, neben der kommunalen Ortsprominenz auch Freunde aus den benachbarten Narrenzünften begrüßen zu dürfen. Dabei sparte er nicht mit liebevollen Frotzeleien. Als Überraschung zog erstmals der Fanfarenzug Aulendorf mit fröhlichen Klängen ein und gratulierte mit seinen Melodien dem Zunftmeister Rolf Reitzel zu seinem Geburtstag.

Verbannungsort der Aulendorfer Masken

Nach elf Gongschlägen erschien bei sehr geheimnisvoller und wahrlich verzauberter Atmosphäre der Maskenmeister, der ja in der Nacht zum Aschermittwoch die Masken für ein Jahr verbannt hatte. Er forderte
die Öffnung des Zauberberges, der Bühnenvorhang öffnete sich und gab den Blick frei auf die Aulendorfer Originalmasken, die sich bereits wieder vorbereiteten für den Zeitpunkt, an dem sie beim Hexeneck  beschworen werden.

Die Masken wurden aufgefordert, sich zu rüsten für die närrische Zeit und als sie sich – verärgert über den harten Bann, der sie noch einmal zur Ruhe zwang – ins Dunkel zurückzogen, versprach ihnen der  Maskenmeister, dass er in Bälde wieder mit Schwur und Feuerzauber ihren Bann brechen würde. Die Eckhexen, Fetzle und Schnörkele, d’Rätsch und de Tschore tanzten ungeduldig hin und her und konnten es kaum abwarten, endlich in die närrische Zeit starten zu dürfen.

Auftakt zu einem humorvollen Programm: die Häsrichter.

Nach diesem stimmungsvollen Auftakt kamen die „Häsrichter“, die mit viel Humor und Fingerspitzengefühl an viele kleine und große Gegebenheiten und Ereignisse erinnerten und mit gezeichneten Bildern und gesungenen Liedern kommentierten.

Seit Oktober sammelten die Häsrichter die Anekdoten, verpackten diese humorvoll und gestalteten einen lustigen Rahmen in Bild und Ton zur Präsentation. Und die Arbeit hat sich wirklich gelohnt.

Papagei war eine Boje

Ein vermeintlich eingefrorener Papagei im Steegersee, der sich als bunte Boje erwies oder das zu kurze Brett am Dreierle am Steegersee, für das sogar bei der Stadtverwaltung eine Verlängerung beantragt wurde, wurden mit einem fröhlichen Lachen bedacht. Aber auch an einen verloren gegangenen Ehering, einen missglückten Heiratsantrag und an einen Umzug von Altpapier wurden augenzwinkernd mit einem Lied erinnert. Das Publikum hat’s gefreut, und die Betroffenen nahmen es mit Humor, dass sie mit ihren kleinen Ungeschicklichkeiten aus dem vergangenen Jahr im Programm der Narrenzunft gelandet waren. Auch Bürgermeister Matthias Burth hat es erwischt, als er – vermeintlich im Büro chillend – doch glatt das Stellen des Maibaums vergessen hatte.

Im legendären Café Herbst lebten allerlei Ereignisse des vergangenen Jahres wieder auf.

Die „Häsrichter“ fanden sogar eine Bezeichnung für die verschiedenen Vergesslichkeiten, die im Alltag und in der Narretei zu einigen lustigen Ereignissen geführt hatten. „Schnörkelesdemenz“ scheint eine Narren-Krankheit zu sein, die es wohl immer wieder aufs Neue ins Programm schafft und mit fröhlichem Lachen bedacht wird.

Dass die Technik beim Narrenmarsch versagte, tat der Stimmung keinen Abbruch. Die fasnetshungrigen Aulendorfer und ihre närrischen Freunde sangen fröhlich auch ohne instrumentale Begleitung, während die Technik blitzschnell wieder zum Funktionieren gebracht wurde. Mit einer rauschenden Ballnacht klang der Abend aus.

Bericht: Schwäbische Zeitung Lokalausgabe Bad Waldsee 22.01.2018
Text: Yvonne Giwitsch
Fotos: NZ

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