Hintergründiger Blick auf die Fasnet

Rottweiler Experte beleuchtet Ursprünge und Zusammenhänge des Brauchtums

 Ein voll besetztes Gemeindehaus hat den Referenten am Mittwochabend bereits sehnsüchtig erwartet und die weit über 100 Zuhörer wurden mit einem informativen und kurzweiligen Fachvortrag zu den Hintergründen der Fasnet belohnt. Gespickt mit bunten und historischen Bildern ließ der Brauchtumsexperte Werner Mezger, Professor an der Universität Freiburg, keine Minute Langeweile aufkommen.

Mehr als 100 Zuhörer

Nahezu alles, was in der Narrenzunft Rang und Namen hat, ließ es sich nicht nehmen, zum Vortrag des Mannes zu kommen, der wie kaum ein anderer über die Entstehung der Fasnet Bescheid weiß, denn er schrieb zur Narrenidee und zum Fasnachtsbrauch seine Habilitation. Mezger wurde nach der Begrüßung durch Margit Herkommer, die die katholische Erwachsenenbildung als Veranstalter vertrat, von Zunftmeister Rolf Reitzel als ausgewiesenen Kenner der schwäbisch-alemannischen Fasnet gelobt.

Rita Dittrich, Mitglied der katholischen Erwachsenenbildung, bedankt sich bei Werner Mezger für seinen kurzweiligen Brauchtumsvortrag.

Mezger, gebürtiger Rottweiler und aktiver Narr, lebt in der Materie, die er erforscht, denn die Zuhörer, bei denen alle Altersgruppen vertreten waren, hörten dem Experten fast zwei Stunden gespannt zu. Sie merkten schnell, dass man in Rottweil zur Maske „Larve“ sagt und mit Bildern vom Rottweiler „Gschellnarr“ und anderen Vergleichsbildern zeigte der studierte Volkskundler beispielsweise die eigentlich teuflischen Zusammenhänge dieser Glattlarve auf.

Der Narr in der Bibel

Der Referent veranschaulichte zudem die interessante Verbindung zu den Ursprüngen des Narrs: Bereits im Psalm 52 ist im Text der Vulgata vom Narr als Gottesleugner die Rede und die bebilderten Bibeln zeigen zunehmend deutlich einen Narr, der ein Narrenzepter, eine „Marotte“, in der Hand hält. So kann der Brauchtumsforscher nicht nur die Herkunft des Wortes „Marionette“ aufzeigen, sondern auch den unbedingten kirchlichen Zusammenhang zwischen Fasnet, oder Fastnacht, und der darauf folgenden Fastenzeit belegen und er verdeutlichte dies am 1559 datierten Bild „Kampf zwischen Fasching und Fasten“ von Pieter Bruegel dem Älteren, indem er szenische Details zeigte, die zudem alle volkskundlich belegt sind.

Für die meisten der anwesenden Liebhaber der schwäbisch-alemannischen Fasnet war die Tatsache neu, dass der Karneval in Köln tatsächlich historische Gemeinsamkeiten mit dem örtlichen Brauchtum hat. Mezger, dessen Verbindungen bis in die Prunksitzungen nach Köln reichen, belegte die Verwurzelungen in Wort und Bild fundiert und mit launigen Anmerkungen.

Kölner Karneval und Fasnet

Abschließend stellte der Referent fest: „Fasnet und Brauchtum ist etwas Wertvolles, was man in seiner Buntheit für alle öffnen muss, damit Fremde sich heimisch fühlen“. Er lobte dabei explizit die Arbeit, die Narrenvereine beispielsweise in den Kindergärten leisten. Mit der Feststellung, dass man auch im Brauchtum offen sein müsse für Neues, ohne das Eigene aufzugeben, wünschte er den Aulendorfern eine „glückselige Fasnet“. Die stellvertretende Kirchengemeinderatsvorsitzende Rita Dittrich, die den versierten Brauchtumsforscher auf einer Veranstaltung in Reute kennenlernte und für die Veranstaltung der Erwachsenenbildung gewinnen konnte, war begeistert vom Zuspruch der Besucher und von der Ausstrahlung des Referenten: „Es ist alles so interessant, was er erzählt, und Professor Dr. Mezger ist sehr umgänglich und umkompliziert.“

Bericht: Schwäbische Zeitung Lokalausgabe Bad Waldsee 26.01.2018
Text und Foto: Sabine Jacob

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