Hemdglonker läuten das Ende der Fasnet ein

Aulendorf verabschiedet sich von der närrischen Zeit – Ein Stück vom Narrenbaum hilft über’s Jahr

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Mit Fackeln und Tränen auf den Wangen: Der Hemdglonkerumzug geht die Narrensprungstrecke rückwärts, von der Grundschule zum Schlossplatz, wo die Fasnet verbrannt wird

AULENDORF – „Oh jeerum, oh jeerum. Die Fasnet hot a Loch“, unter Wehklagen haben die Aulendorfer Narren am Dienstagabend die Fasnet verabschiedet. Hemdglonker zogen zum Schlossplatz, wo die Narrenrichter über die Fasnet urteilten und sie in Form einer Narrenpuppe verbrannten. Auf das Narrenbaumfällen hatte so mancher bereits gewartet, um sich ein Stück vom Baum mit übers Jahr zu nehmen.

Hemdglonker tragen Tränen

In weißen Nachthemden, mit Schlafmütze oder Häubchen und so mancher auch mit Laterne ausgestattet ziehen die Hemdglonker von der Grundschule zum Schlossplatz. Dass die Strecke umgekehrt zum Narrensprung gegangen wird, kommt nicht von ungefähr, die Narren gehen somit quasi aus der Fasnet hinaus. Der Hemdglonkerumzug ist der Auftakt vom Ende der Fasnet. Gefragt, was denn nun ein Glonker sei, geraten die Nachthemdträger doch etwas ins Stocken. „ein Trauriger“, „ein etwas dümmlicher“, „ein Gammler, ein Landstreicher“, versuchen sie den schwäbischen Begriff zu übersetzen. Man nenne auch Kinder, die das Hemd aus der Hose hängen haben so, lautet ein weiterer Annäherungsversuch. Das Onlinelexikon Wikipedia verrät: „Glunke“ ist im Mittelhochdeutschen eine „baumelnde, hängende Locke“. Daraus leite sich das Herumhängen und letztlich der „Glonker“, ein Müßiggänger ab.

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Die Fasnet in Form einer Narrenpuppe, bewacht von den „Leichenwäschern“, wartet auf das Urteil der Narrenrichter

Nach einem Zwischenstopp im Gasthaus Rad mit Glühwein und Punsch zieht der Umzug im Feuerschein zahlreicher Fackeln, begleitet von den Klängen der Schussentäler Schalmeien und des Aulendorfer Narrenmarschs zur Hauptstraße. Langsam und ganz getragen ertönt der Narrenmarsch zum Einzug auf den Schlossplatz hin und erste Wehklagerufe ertönen.

Narrengericht urteilt „kleinlich“

Dort auf dem Schlossplatz wird das Narrengericht dann „auf oimal hochnot kleinlich“, wie Burggraf Rolf I. verkündet und recht behält. „Kirche schwänzen“, „Zunft verhöhnen“, „Mädle anlüge“, „tanzt wie ein Ochs“ und so mancher „hot sich nemme g`wäscha“, zählen die Narrenrichter – verkörpert von Josef Gallasch und Michael Weißenreider – die Verfehlungen auf. Dann fällt das Urteil über die Fasnet, die in Form einer Narrenpuppe bewacht von zwei wehklagenden „Leichenwäschern“ herbeigeführt wird. „Als Richter brech` ich den Stab, zündet sie an, ein heißes Grab“, verkündet das Gericht und schickt die Scharfrichter ans Werk. Und als die Fasnet an den Narrenbaum gehängt im Feuer aufgegangen ist, tanzen die Narren noch einmal zum Narrenmarsch um den Baum.

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Die Fasnet geht unter dem Wehklagen der Narren in Flammen auf

„Das tät ich nie machen wollen, den scheena Narrenbaum ummachen“, gibt der Burggraf an und leutet so das Narrenbaumfällen ein. Der Chor erhebt sein Wehklagen „Oh jeerum, oh jeerum, die Fasnet hot a Loch“, Säge und Axt machen sich am Baumstamm zu schaffen und mit einem mächtigen Schlag landet der Baum auf dem Platz. Er liegt nicht lange alleine, denn ein Stück vom Baum, wollen sich viele schnappen, bevor es zum Kehraus in die Stadthalle geht, wo kurz vor Mitternacht auch die Masken wieder an den Verbannungsort zurückgeschickt werden. Martin Gallasch erwischt sogar einen Bändel vom Baumschmuck. Den will er zuhause an einen Spiegel hängen, zu den anderen aus den Vorjahren: „Die erinnern mich daran, dass es ab jetzt dagega goht.“

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Bericht: Schwäbische Zeitung Lokalausgabe Bad Waldsee 18.02.2015
Text und Fotos: Paulina Stumm

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