Die Aulendorfer Narren sind los

Der Bann der Masken ist gebrochen – Amts- und Schlüsselgewalt ist in närrischer Hand

Die Eckhexen werden am Aulendorfer Hexeneck vom Bann befreit.

Die Eckhexen werden am Aulendorfer Hexeneck vom Bann befreit.

AULENDORF – Mit viel Donnergrollen und Getöse sind die Aulendorfer Masken am Mittwochabend von ihrem Bann befreit worden. Begleitet von Stadtkapelle und Fanfarenzug haben die Narren die Regentschaft der Stadt übernommen und damit die Hochfasnet eingeläutet. Hunderte haben das Spektakel der Maskenbeschwörung am Hexeneck und den Sturm auf das Rathaus mit Verlesung der närrischen Regierungserklärung verfolgt.

Gespannt stehen die Zuschauer dicht gedrängt um den abgesperrten Kreis. Alle Blicke richten sich zum Pfarrhausgäßle hinauf. Ein Raunen geht durch die Reihen. Und dann zeichnen sich in er Dunkelheit die Fahnenträger im Fackelschein ab, die Fanfaren setzen ein, kurz danach folgen die Trommeln. Es geht los – die Maskenbeschwörung. Begleitet von einem langen Zug treffen der Burggraf samt Hofstaat und der Zunftmeister mit den hohen Räten unten am Hexeneck ein.

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Maskenmeister Klaus Wekenmann

Maskenmeister Klaus Wekenmann

„Schafft den Maskenmeister mir zur Stell – Auf, beeilt euch, bringt ihn schnell“, ruft Burggraf Andreas I. in die Nacht. Mit Blitz, Donner und Getöse erscheint der Gerufene in schwarzem Umhang und erhält vom Burggrafen den Auftrag, die „guten alten Geister“ zu beschwören. Mit brennenden Fackeln entzündet Maskenmeister Klaus Wekenmann ein loderndes Feuer: „Ich ruf euch – Hexen von der Eck, herbei, herbei zu diesem Fleck.“ In diese gespenstische Szenerie am Fuße des Schlosses springen die Eckhexen, dann nacheinander Tschore und Rätsch, Schnörkele und die Fetzle. Gelöst von ihrem Bann tanzen die Masken zu den Klängen des Aulendorfer Narrenmarsches ums Feuer.

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Hofnarr Britta Wekenmann verließt die elf närrischen Punkte.

Hofnarr Britta Wekenmann verließt die elf närrischen Punkte.

Doch damit nicht genug: „Wir brauchen über die ganze Stadt die Macht.“ Zum Sturm auf das Rathaus macht sich die Menge auf den Weg in die Hauptstraße. Dort ist das massive Holztor fest verschlossen. Zunftmeister und Burggraf appellieren an den Bürgermeister und die Gemeinderäte, zurück zu treten. „Die Stadträt’ lassen sagen, sie geben nicht auf“, verkündet der Büttel vom Rathausbalkon. „Maskenmeister! Stürme mit Hexen das Haus und treibe Stadtrat und Schultes heraus“, entgegnet Burggraf Andreas I. Gesagt, getan. Währenddessen versucht sich Bürgermeister Matthias Burth im Marmorsaal des Schlosses mit einer Froschmaske zu tarnen. Doch die Narren lassen sich nicht täuschen. Schließlich ergibt sich der Bürgermeister in sein närrisches Schicksal und verkündet vom Balkon aus seinen Rücktritt. „Von der jetzigen Stunde bis zum Aschermittwoch an, gilt in der Stadt Aulendorf die Narrenfreiheit“, ruft Zeremonienmeister Jürgen Müller. Hofnarr Britta Wekenmann lässt die elf Punkte der närrischen Regierungserklärung folgen. Und der Hohe Rat hat es sich nicht nehmen lassen, aufgrund des Schaltjahres den zusätzlichen Tag für einen zwölften Punkt zu nutzen.

 

 

Bericht: Schwäbische Zeitung Lokalausgabe Bad Waldsee 04.02.2016
Text: Anja Ehrhartsmann
Fotos: PAULINA STUMM/ANJA EHRHARTSMANN

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