Aulendorfer Häsrichter-Gruppe hört auf

Die Gruppe um Klaus Wekenmann tritt am Samstag zum 25. Mal auf – Nachfolge scheint geklärt

AULENDORF – „Wir werden im nächsten Jahr sicher mit Wehmut an diese Zeit zurückdenken“, sagt Gisela Weggenmann über die Vorbereitungen für das Aulendorfer Fasnetshäsrichten oder kurz das Häsrichten. Denn die Häsrichter-Gruppe um Ehrenzunftmeister Klaus Wekenmann hört nach diesem Jubiläumsjahr auf. Seit 25 Jahren spielen sie die Häsrichter, bringen auf die Bühne, was sich im Jahr Närrisches im Städtle zugetragen hatte. Dass es damit nun vorbei sein soll, ist auch für die in diesem Jahr neunköpfige Gruppe noch unvorstellbar.

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Einen Zeitungsartikel aus dem ersten Jahr, ein Fotoalbum mit Bildern zahlreicher Häsrichterabende und Herzen voll humorvoller Erinnerungen: Klaus Wekenmann, Gisela Weggenmann und Bene Ramsperger (von links) sagen der Häsrichtergruppe „Leb wohl“.

„Wir wollten schon länger aufhören“, sagt Klaus Wekenmann, der die Anekdoten für die Häsrichter Jahr für Jahr in einen Bühnentext gegossen hat und mit Weggenmann zum ursprünglichen Kern der Gruppe gehört. Allerdings habe immer die Frage nach der Nachfolge im Raum gestanden. Jetzt zum Jubiläumsjahr sei es aber an der Zeit zu sagen: „Jetzt ist Schluss.“

Der Ursprung des Häsrichterabends in der heutigen Form beginnt in den 1950er-Jahren. Bereits zuvor gab es in Aulendorf – noch vor der Gründung der Narrenzunft 1949 – eine Narrensitzung, bei der bis 1951 „Prinz Carneval“ gewählt wurde. Während der Zeit des Nationalsozialismus sei es still gewesen um die Aulendorfer Fasnet, aber davor bis in die frühen 1930er-Jahre sei sie eine Angelegenheit des Liederkranzes gewesen. Seinerzeit angelegt mit großen Theaterspielen und als Ballfasnet und Karneval im Saal des Kurhotels Löwen, nahe des Aulendorfer Bahnhofs.

Fehltritte und Fauxpas des Jahres

Heute hat das Aulendorfer Häsrichten zwei Teile (siehe Kasten). Der Blick des Maskenmeisters auf den Verbannungsort der Aulendorfer Masken, wo diese sich richten für ihre Befreiung bei der Maskenbeschwörung am Hexeneck. Im zweiten Teil treten dann die Häsrichter auf die Bühne – Narren, die das ganze Jahr Augen und Ohren aufhalten und Begebenheiten und Fehltritte der Stadtbewohner aus dem vergangenen Jahr in humorvoller Weise beleuchten.

„Am Anfang sind die Leute erschrocken, wenn etwas von ihnen auf die Bühne kam. Aber mit der Zeit haben sie es auch als Ehre empfunden“, sagt Klaus Wekenmann. Mittlerweile gebe es in Aulendorf ein geflügeltes Wort in peinlichen oder anderen ungeschickten Situationen: „Das gehört ins Häsrichten.“

Und genau das ist eine der Informationsquellen, die Wekenmann für den Häsrichtertext nutzt: Geschichten, die ihm die Aulendorfer zutragen. Auch Zeitungsberichte oder Gemeinderatssitzungen dienen als Vorlagen. Wenn ihm etwas brauchbar erscheint, schreibt Wekenmann es auf. Er habe einen eigenen Hängeordner dafür in seinem Schreibtisch. Was es davon tatsächlich ins Programm schafft, hängt an zwei Dingen: Was zu lang und zu kompliziert zu erzählen ist, fällt raus. Diskutiert wird auch darüber, was die Humorgrenze unterschreitet. Verletzen soll die Rede niemanden. Ärger habe es entsprechend auch nur selten gegeben, sagt Wekenmann und gibt doch zu: „Das Schönste ist, wenn man zusammensitzt und die Begebenheiten bespricht: Was kommt rein, was nicht? Was wir da lachen!“

Ihr Stück tragen die Häsrichter jedesJahr vor einer anderen Kulisse vor. Und so gaben schon der Steegersee, der Aulendorfer Bahnhof samt Dixiklo oder im vergangenen Jahr die Aulendorfer Hauptstraße mit oder ohne Fahrbahnschwellen dem Häsrichten einen Rahmen. „Als wir angefangen haben vor 25 Jahren, hatten wir die Rätsch-Druckerei als Kulisse“, berichtet Wekenmann und erinnert an das Fasnetsblättle „Die Aulendorfer Rätsch“.

„Die Freundschaft, den Spaß, den wir zusammen hatten“, sagt Bene Ramsperger, der 1992 zur Gruppe stieß, will er in Erinnerung behalten – und die Freude, die es macht, das Aulendorfer Publikum zu unterhalten. „Man war ja mit Herzblut dabei, und es hat riesigen Spaß gemacht. Die Truppe hat einfach gepasst. Wie ein altes Ehepaar, nur waren mehr Leute beteiligt“, lobt auch Weggenmann das eingespielte Team um Organisator und Leiter Klaus Wekenmann. Trotzdem sind sich alle drei einig: Jetzt soll die nächste Generation Häsrichter ran.

Können, wollen, dürfen

„Wenn man jemanden hat, der Spaß daran hätte, es weiterzumachen, muss man ihm auch die Chance geben“, findet Wekenmann. Und tatsächlich scheint die Nachfolge bereits geklärt: In Zukunft sollen Britta Wekenmann und Maria Arnold übernehmen.

 

Bericht: Schwäbische Zeitung Lokalausgabe Bad Waldsee 14.01.2016
Text und Fotos: Paulina Stumm

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