Als Maskenmeister befreit er die Aulendorfer Masken

Klaus Wekenmann schlüpft seit mehr als 30 Jahren in diese Rolle und kennt seine Figur wie kein anderer

Maskenmeister

Klaus Wekenmann schlüpft seit 1979 in die Rolle des Maskenmeisters

AULENDORF – Am Abend vor dem Gumpigen Donnerstag zieht es viele Aulendorfer nach Einbruch der Dunkelheit hinaus. Wenn um kurz nach 19 Uhr die Glocken-schläge verhallt sind, beginnt unterhalb des Schlosses die Maskenbeschwörung am Hexeneck.

Zu den Hauptfiguren gehört dabei der Maskenmeister. Nacheinander befreit er die Hexen von der Eck, Tschore und Rätsch, Schnörkle und Fetzle von ihrem Bann. Seit 1979 schlüpft Klaus Wekenmann in die Rolle des Maskenmeisters und ist bestens mit seiner Figur vertraut. „Der Maskenmeister ist eine Figur, die während der Fasnet nur drei Mal auftritt.“ Zum ersten Mal erscheint er beim Fasnetsauftakt. „Beim Häsrichten führt er die Besucher an den Verbannungsort der Aulendorfer Masken, an das Schloss.“ Er erinnere die Masken daran, dass sie sich langsam für die bevorstehende Fasnet bereit machen müssen. „Der Bann zwingt die Masken zur Ruhe, aber der Maskenmeister verspricht ihnen, den Bann in Kürze zu lösen“, erklärt Wekenmann.

Mit Leib und Seele dabei

„Aufgeregt bin ich vor dem Hexeneck immer, ich glaube, sonst müsste ich auch aufhören“, sagt Wekenmann.Nach der Gründung der Narrenzunft Aulendorf im Jahr 1949 habe sich die Frage gestellt, wie man die Masken aus ihrer Verbannung wieder in die Fasnet bringt, erklärt Wekenmann. „In den ersten Jahren gab es noch einen Zauberer, der dann aber zum Maskenmeister wurde, weil es besser ins Schwäbisch-Alemannische passt.“

Mit grauer Langhaarperücke, gehüllt in einen schwarzen, bodenlangen Kapuzenmantel und mit einem knotigen Rebstock als Zeremonienstab, verkörpert Wekenmann den Maskenmeister. „Zum 33-Jährigen habe ich mir ein neues Häs geleistet, das alte war durchlöchert von den Funken des Feuers.“ Aufgebaut werde der mehrere Meter hohe Holzstoß vom städtischen Betriebshof, der den Bereich um die Feuerstelle herum auch großräumig absperre. In all den Jahren sei es noch nie passiert, dass das Feuer nicht brannte. Mit leicht brennbarem Material wie Holzwolle und etwas Benzin werden die Flammen entfacht. „Ich habe das Feuer immer im Blick, Sicherheit geht vor.“

Anfangs sei das Hexeneck noch unterhalb des alten Bräustübles gegenüber der Pfarrkirche gewesen, bis Ende der 60er-Jahre der Kreuzungsbereich Hauptstraße/Schussenrieder Straße neu gemacht wurde und das Hexeneck auf den Platz unterhalb des Schlosses gezogen ist, wo es auch heute noch stattfindet.

Bei der Maskenbeschwörung werden die Dialoge samt Musikeinspieler und Geräuschkulisse vom Band abgespielt. „Das Hexeneck gibt es seit 1950, damals war die Technik noch nicht so weit, deshalb hat man das aufgenommen.“ Zwischenzeitlich wäre es zwar technisch möglich, aber die zeitliche Abstimmung mit den Musikeinspielern und Geräuschen sei problematisch. „Das Tonband haben wir dieses Jahr neu gemacht. Die Aufnahme wird immer dann erneuert, wenn es einen neuen Burggrafen gibt.“ Beim Rathaussturm, Häsrichten und Kehraus spricht der Maskenmeister die Texte live, die Wekenmann in über 30 Jahren gewissermaßen in Fleisch und Blut übergegangen sind.

Großes Wehgeschrei

Nach einer Woche Narrenfreiheit obliegt es dem Maskenmeister, die Masken beim Kehraus wieder zu bannen – begleitet von großem Wehgeschrei. „Bei manchen sind die Tränen wirklich echt“, erzählt Wekenmann. Er selbst denke noch lange nicht ans Aufhören. „Ich habe vor,  den Maskenmeister noch eine ganze Weile zu machen, weil es mir noch immer richtig Spaß macht.“

 

Bericht: Schwäbische Zeitung Lokalausgabe Bad Waldsee 30.01.2016
Text: Anja Ehrhartsmann
Foto: ARCHIV/HARR

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