Sprunghexen proben für Straßenfasnet

Aulendorfer Gruppe hat seit 2000 auch Frauen in ihren Reihen – Akrobatische Elemente beleben Fasnet

Bei einer ihrer letzten Proben der laufenden Saison fegen die Aulendorfer Sprunghexen nur so über die Bühne.

Halb neun am Freitagabend: In der bereits hochfasnetsdekorierten Aulendorfer Stadthalle herrscht ein buntes, ausgelassenes Treiben, gepaart mit fröhlichem Gelächter und lauten Zurufen. Aulendorfs Sprunghexen erwärmen ihre Muskulatur für eine ihrer letzten Proben der laufenden Saison. Richtig, da war ja was. Es geht offensichtlich stark dagegen, die Aulendorfer Hochfasnet klopft bereits an die Tür.

Tatsächlich gibt es die wilden Sprunghexen eigentlich so lange, wie es die Narrenzunft an sich gibt, wenn auch anno 1949 in einer, möchte man sagen, etwas salopperen Form. „Der ursprüngliche Gedanke war auch damals schon, den Umzug und die gesamte Straßenfasnet zu beleben und die Leute zu animieren“, erklärt Christian Scheffold, seit 1994 „Manager“, aber gleichzeitig auch aktives Mitglied der Aulendorfer Sprunghexen. „Damals war es halt einfach noch etwas chaotischer und somit auch spontaner. Getreu dem Motto: Wenn ich Lust hab und noch nicht zu viel Fasnetsbier getrunken habe, springe ich mit“, fährt Scheffold lachend fort.

Vier Frauen sind dabei

Vor etwa 40 Jahren wurde die wilde Truppe bedingt gezähmt und letztlich in etwa dem Rahmen organisiert, in dem die Sprunghexen heute noch aufgestellt sind. Mittlerweile zählen sie zwischen 17 und 20 Mitgliedern, überwiegend Aulendorfer, darunter auch vier Frauen. „Zur Aufnahme des weiblichen Geschlechts kam es erst im Jahr 2000, und zwar schlicht und ergreifend aus einem Personalmangel heraus, und dann blieb es eben dabei“, berichtet Scheffold. So sei es natürlich auch sinnbildlich für den Eintritt der Frauenwelt in ihr Refugium gewesen, dass es ab diesem Zeitpunkt selbstverständlich eine richtig einstudierte Choreografie mit Tanz und allem „Drumherum“ gegeben habe. „Kaum da, meinten die Frauen: Do ka ma meh draus macha“, erzählt Scheffold lachend aus der Erinnerung.

Aber wie wird man nun zu einer waschechten Aulendorfer Sprunghexe? Gibt es ein bestimmtes Aufnahmeritual? Die spontane Antwort der Sprunghexe Michael Kraut in original Aulendorfer Mundart lautet: „Oifach komma und nemme ganga!“ Diesbezüglich kann ihm Scheffold nur beipflichten, wenn er auch anmerkt, dass eine gewisse Grundsportlichkeit schon vorhanden sein müsse. „Wir proben von September ab einmal in der Woche bis zur Fasnet, so viel ist das eigentlich nicht, leider haben wir aber immer größere Probleme mit dem Nachwuchs. Die Jugendlichen haben immer weniger Zeit und leider auch immer weniger Lust“, fährt Scheffold etwas nachdenklich fort und ergänzt: „Dafür haben wir es immer lustig“, wobei ihm seine Kameraden zustimmen.

„Sollte man meinen“, antwortet Scheffold auf die Frage, ob das Hobby bei aller Freude und Heiterkeit nicht auch ein enormes Verletzungsrisiko birgt, „ist aber Gott sei Dank nicht so. Klar, mal umknicken mit dem Fuß ist immer drin, aber es gibt praktisch nie einen Totalausfall wegen eines Bruches oder Ähnlichem. Außer ausgerechnet bei mir“, fügt er lachend an und berichtet weiter: „Das war vor fast 25 Jahren. Ich war gerade erst beigetreten, bleibe in einer der ersten Proben an einer Matte hängen und breche mir doch tatsächlich das Wadenbein. Das war schon bitter. Aber geblieben bin ich trotzdem, und seither war nichts mehr“, fügt er fröhlich hinzu, während er mit seinen Fingerknöcheln bekräftigend auf den altehrwürdigen hölzernen Boden klopft.

Überschläge und Besensprünge

Und ein bisschen Angst, auf den fasnetswilden Straßen an Besen hochzusteigen und Überschläge zu vollführen, hat tatsächlich niemand? „Wir nehmen das Ganze sehr ernst, haben Respekt und sind nicht zu übermütig. Aber wirklich Angst – das hat keiner von uns.“ Dann geht die Probe los, und unter der choreografischen Leitung von Iris Kohnle fegen die Sprunghexen nur so durch die Halle und über die Bühne.

 

Bericht: Schwäbische Zeitung Lokalausgabe Bad Waldsee 18.02.2017
Text und Foto: Julia Kramer

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