Zunft bekommt einzige Schnörkel-Maske als Leihgabe

Aulendorfer Narrenzunft feiert 70. Vereinsjubiläum – Fürs Fasnetsmotto 2020 geht’s in „Fabelwelten der Magie“

Eine Fasnet „voll Zauber und Fantasie“ soll die Aulendorfer Hallen- und Straßenfasnet 2020 werden – jedenfalls, wenn es nach dem diesjährigen Motto geht, das am Montag beim Martini-Frühschoppen bekannt gegeben wurde. Dort, im gut gefüllten Ritterkeller des Hotels Arthus, bekam die Zunft anlässlich ihres 70-jährigen Bestehens als Verein auch ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk überreicht: einen Schnörkel. Die Maske war in der 1950er-Jahren mitgesprungen.

Hedi Kaiser überreichte Zunftmeister Rolf Reitzel die Schnörkel-Maske als Dauerleihgabe für das Archiv der Narrenzunft. (Foto: Paulina Stumm)

„Mein Vater war 1949 Gründungsmitglied der Aulendorfer Narrenzunft“, mit diesen Worten leitete Hedi Kaiser ihre Erklärung zu dem einzigartigen Geburtstagsgeschenk ein. Denn eben diesem, Ignaz Efinger, ist es mit zu verdanken, dass die Aulendorfer Narrenzunft eine Maske mehr als Dauerleihgabe im Archiv aufbewahren kann: einen Schnörkel, quasi ein männliches Schnörkele. Diese Maske gibt es nur ein einziges Mal, ausgearbeitet hat sie der Saulgauer Bildhauer Alfons Scheck. Auf alten Schwarz-Weiß-Fotografien, von denen einige Abzüge unter den Festgästen herumgereicht wurden, ist sie – oder besser gesagt er – zu sehen: mit charakteristischem Spitzhut und Stickereien auf dem Häs klar an das Schnörkele angelehnt. Durchgesetzt hat sich der Schnörkel, der seinerzeit dem Schnörkele zur Seite gestellt werden sollte, nicht. Auch heute darf das Schnörkele – mit einer Ausnahme – ausschließlich von Frauen getragen werden.

In den 50er-Jahren sprang ein Schnörkel mit. (Foto: Narrenzunft)

Für die Narrenzunft nahm Zunftmeister Rolf Reitzel die Holzmaske entgegen. Eine Rarität an einem seltenen Jubiläumstag, denn die Zunft feierte nicht nur ihre Vereinsgründung am 11.11.1949, sondern auch zwei weitere Jubiläen. Nämlich, dass vor 340 Jahren, im Jahr 1679, Aulendorf ein narrenfreier Tag gewährt wurde und dass vor 80 Jahren der erste Umzug in Aulendorf stattfand.

Nicht alle Gäste hatten indes solch große Geschenke dabei. Bürgermeister Matthias Burth, der obligatorische Gruß- und Dankesworte verteilte und sich mit Zunftmeister Reitzel scherzhaft neckte, hatte „koi G’schenk dabei“ – Reitzel: „Nix anderes haben wir erwartet“ – dafür lieferte das Stadtoberhaupt auch gleich eine Erklärung. Ihm sei im Vorfeld zu verstehen gegeben worden, dass seine Geschenke der Vorjahre weniger gut angekommen seien. Stattdessen legte er der Zunft eine andere Errungenschaft nahe: „Wir haben eine neue Vereinsförderrichtlinie – das ist kein ‘symbolischer Scheiß’.“ Ein Hinweis, der bei Reitzel auf offene Ohren traf, sollen doch die Hofpagen zum Landschaftstreffen 2021 in neuem Stoff auftreten, „den Antrag bereiten wir gerade vor“. Ansonsten scheute Burth nicht den Oldtimer-Vergleich und attestierte der Zunft: „Reich an Kilometern, leichte Gebrauchsspuren, aber immer noch gut in Schuss.“

Das 2021 in Aulendorf anstehende Landschaftstreffen der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte war gleich mehrfach Thema. So verlas Reitzel etwa den offiziellen Antrag an die Stadt, vom 30. auf den 31. Januar eine Freinacht in Aulendorf mit entsprechender Aufhebung der Sperrstunde zu bekommen. „Ich weiß nicht, was es da zu genehmigen gibt – Freinacht haben wir in Aulendorf an der Fasnet doch immer“, zeigte sich Bürgermeister Burth unbeeindruckt, auch ob des Reitzel’schen Verweises auf die zahlreichen „Zeugen“ im Raum. Der Zunftmeister gab einen kurzen Einblick in die Planungen zum Landschaftstreffen und einen Überblick über dessen Ablauf. Offen ist indes noch eine gewünschte Live-Übertragung durch das Südwest-Fernsehen.

Für die an Dreikönig beginnende Fasnet 2020 bleibt in Sachen Burggraf und Hofstaat indes alles wie gehabt. Zunftmeister Reitzel überreichte das närrische Zepter an Burggraf Andreas I. Andeas Herkommer stellt sich für diese Aufgabe, nachdem es sich beruflich einrichten lässt, für weitere zwei Jahre zur Verfügung. Den Burggrafen an den närrischen Tagen begleiten werden die ebenfalls inthronisierten Hofnarren Ramona Angele und Britta Wekenmann sowie Zeremonienmeister Jürgen Müller. Herkommer, der mit der EinMannBand² und unterstützt von der Band „Die Aulendorfer“ den Närrischen Ohrwurm 2019 gewonnen hatte, kündigte an, dass es bei der diesjährigen Fasnet einen zugehörigen Videodreh geben wird. „Am Fasnetssonntag?“, schallte eine scherzhafte Frage aus dem Publikum, wohl in Anspielung auf Herkommers Ausfall als Burggraf beim Umzug im Vorjahr – der SWR zeichnete zeitgleich den Närrische Ohrwurm auf.

Mit dem von Florian Angele, stellvertretender Zunftmeister, in schwäbischen Reimen vorgetragenen Fasnetsmotto neigte sich der offizielle Teil des Frühschoppens dem Ende entgegen: „Fabelwelten der Magie – eine Fasnet in Auladorf voll Zauber und Fantasie“. Was man sich darunter vorstellen kann, lieferte Angele gleich mit: „Hexa, Magier und alles Fabelgetier, lasset eich verzaubra von dr Fasnet hier. Von Troll und Centauer bis Einhorn und Dracha, bei uns hend alle was zum Lacha.“

Bericht: Schwäbische Zeitung Lokalausgabe Bad Waldsee 12.11.2019
Text: Paulina Stumm
Foto: Paulina Stumm, Narrenzunft Aulendorf

 

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