Stubenfasnet soll virtuell für Stimmung sorgen

Die große Online-Veranstaltung findet am 30. Januar statt –
Für die Zunftmeister-Nachfolge gibt es einen Interessenten

Man stelle sich vor, es ist Fasnet und keiner geht hin – was in normalen Zeiten für alle Freunde der fünften Jahreszeit allerhöchstens als Alptraum vorstellbar war, ist 2021 für Narren zur bitteren Realität geworden. Denn Corona-Pandemie und Straßenfasnet passen nicht zusammen. Daher heißt das Motto der Fasnet 2021 in Aulendorf passenderweise „Mit einer Besenlänge Abstand die Besten“. Digitale Möglichkeiten spielen in diesem Jahr für die Narrenzunft Aulendorf eine große Rolle, um zumindest eine Stubenfasnet möglich zu machen.
„Mir mached Fasnet in diesem Johr a bissle andersch und ladet eich ei zur Stubenfasnet Aulendorf“ frohlockt die Narrenzunft und bietet am Samstag, 30. Januar, um 20 Uhr eine Online-Veranstaltung an. Eigentlich hätte an diesem Wochenende das große Landschaftstreffen in Aulendorf stattfinden sollen. Stattdessen wird es nun die digitale Fasnetsshow geben, moderiert vom stellvertretenden Zunftmeister Flo Angele und Poetry-Slammer Wolfgang Heyer (www.stubenkult.de/stubenfasnetaulendorf). Wie Zunftmeister Rolf Reitzel erklärt, wurden verschiedene Zünfte, die zum Landschaftstreffen zu Gast gewesen wären, gebeten, entsprechende Videodateien zu senden. In der etwa zweistündigen Online-Stubenfasnet- Veranstaltung soll darüber hinaus aber vor allem auch das Aulendorfer Brauchtum (wie die Maskenbeschwörung am Hexeneck
oder das Narrenbaumstellen) zu sehen sein, indem (hauptsächlich) Videos aus den vergangenen Jahren gezeigt werden. „Verschiedene Grußworte wie das vom Burggraf oder das von mir wurden schon aufgezeichnet“, berichtet Reitzel. Für den Spaß zwischendrin sorgen Angele und Heyer. Und damit auch die Zuschauer zuhause in Fasnetstimmung geraten, ruft die Narrenzunft dazu auf, das Wohnzimmer schön zu schmücken und Häser anzuziehen. „Alle schmücked ihre Stuba, ziehet sich a Häs an und dann dreha mir dahoim richtig zamma durch“ lautet das Motto der Narrenzunft für den Abend.

Da die Corona-Pandemie der öffentlichen Fasnet, wie so vielem anderen auch, einen gehörigen Strich durch die Rechnung macht, könnte dieser Artikel mutmaßlich an dieser Stelle beendet werden. Da die Narrenzunft Aulendorf aber kreative Ideen hat und sich nicht so leicht geschlagen gibt, hat sie sich über die Stubenfasnet hinaus noch mehr überlegt, um fasnetliche Stimmung in Aulendorf sichtbar zu machen. So soll beispielsweise die Hauptstraße geschmückt werden – sofern es Pandemie und rechtliche Bedingungen ermöglichen, wie Reitzel erläutert. Außerdem sollen die Masken am 10. Februar auch trotz Corona befreit werden – und zwar ebenfalls digital. „Aktuell sind ja die Masken noch verbannt, aber nach der Befreiung können die Leute ja zumindest mit Häs in den Supermarkt zum Einkaufen gehen oder was eben noch coronamäßig erlaubt ist, mich würde das riesig freuen“, sagt Reitzel. Auch das Maskenverbannen am Fasnetsdienstag soll digital stattfinden. Auf der Homepage der Narrenzunft ist zudem noch weiteres mehr geboten, so werden unter anderem die Ulkgruppen mit vielen Fotos vorgestellt oder närrische Dekorationen gezeigt. Die Aulendorfer Bürger sind zudem eigen-initiativ närrisch unterwegs und posten viele Fotos auf sozialen Netzwerken wie Facebook oder Instagram.

Einen Präsenztermin wird es in dieser Fasnet dann doch noch geben: die Narrenmesse am Fasnetssonntag um 9.01 Uhr in der Kirche St. Martin. Allerdings ist die Teilnahme nur unter voriger Anmeldung und mit begrenzter Teilnahmerzahl möglich. Eventuell wird die Narrenmesse auch online übertragen. Hierzu sei jedoch noch nicht alles geklärt, weil dies nach Angaben von Reitzel auch eine Kostenfrage ist. Seine letzte Fasnetsaison als Zunftmeister hatte sich Reitzel indes wahrlich anders vorgestellt. „Das macht mir natürlich so wie es ist keine Freude, es gibt ja keine richtige Fasnet.“ Seit dem 3. April 2012 hatte Reitzel, der vergangene Woche seinen 60. Geburtstag hatte, das Amt als Zunftmeister inne. Nun werde es Zeit für einen Wechsel, erfreulicherweise gebe es aber bereits einen Nachfolger, der bereit sei, das Amt zu übernehmen. Einen Namen wollte Reitzel im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“ nicht nennen. Er sei aber sehr froh über die Bereitschaft, da es heutzutage für alle Vereine und besonders für so einen großen wie die Narrenzunft, mit mehr als 2000 Mitgliedern, nicht einfach sei, Ehrenamtliche für so einen Posten zu finden. „Darum beneiden mich so manche Zunftmeister in der Region, die aus Nachfolgemangel nicht aufhören können.“ Sobald es die Corona-Pandemie zulässt, soll „zeitnah nach Aschermittwoch“ die Zunftratssitzung stattfinden, in der der Nachfolger beziehungsweise die Nachfolgerin gewählt wird. Für Reitzel kommt jedoch nur eine Präsenzsitzung dafür infrage, keine virtuelle.

Bericht: Schwäbische Zeitung Lokalausgabe Bad Waldsee 25.01.2021
Text: Karin Kiesel

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