Das Urteil ist gefallen: Die Fasnet ist an allem schuld

Aulendorfer Narren ziehen zum Abschied als Hemdglonker durch die Stadt und fällen ihren Narrenbaum

Unter dem Wehklagen der Hemdglonker und mit dem Verbrennen der Fasnet haben sich die Aulendorfer Narren am Dienstagabend von den närrischen Tagen verabschiedet. Auch der Narrenbaum ist gefallen.

In weißen Nachthemden ziehen die Hemdglonker zum Abschluss der Fasnet als letzter Umzug durch die Stadt.

In weiße Nachthemden und Schlafmütze – mal als Zipfel, mal als Haube – gekleidet, blass geschminkten Gesichtern und aufgemalten Tränen sind die Hemdglonker mit Laternen, Rätschen und Fackeln durch die Stadt gezogen. „Das ist immer ein schöner Abschluss, ein bewusster Schlusspunkt“, findet Rita Dittrich, für den lohne es sich auch die Kostümierung hervorzukramen, die mit einigen anderen Fasnetsklamotten ab Aschermittwoch in die Wäsche kommen. Auch für Umzugsorganisator Manfred Hügler gehören die Hemdglonker einfach dazu, „weil ich das schon seit… ja wie lang eigentlich, 28 Jahren vielleicht, mache.“ So ähnlich hört man das noch öfter am Abend. „Ich gehe mit, weil ich das schon als Kind gemacht habe, wenn auch nicht in Aulendorf“, sagt Herbert Dobner, der aus Isny zu Gast ist und sich ebenfalls in altes Schlafkleid gewandet hat. Für Brigitte Raisch sind die Hemdglonker in ihrer Blässe auch ein Zeichen für eine gewisses Abgekämpftsein zum Ende der Fasnet. „Jetzt tragen wir sie zu Grabe, darum heulen wir und haben Tränen auf den Wangen.“

Der Zug zieht zum Schlossplatz, wo er den Narrenbaum umrundend, von zahlreichen Zuschauern und Zeremonienmeister begrüßt wird. Dann geht es der Fasnet an den Kragen. Die Narrenrichter erscheinen, zu richten die Fasnet ob all ihrer Vergehen – und derer weiß der Richter einige zu benennen: laut Lästern, Leute an der Nase herum führen, Kirche schwänzen, aus der Flasche trinken, Mädchen anlügen und mancher soll sich gar nicht mehr gewaschen haben. Das Urteil der Richter ist eindeutig: „Die Fasnet ist an allem schuld, drum wird das Seil jetzt abgespult.“ Und so wird die Fasnet in Form einer Strohpuppe aufgehängt und geht in Flammen auf, während die Narren begleitet vom zunächst tragenden, dann noch einmal lustig erklingenden Aulendorfer Narrenmarsch zum letzten Tanz um den Baum ansetzen, bevor auf dieser gefällt wurde.

So mancher schnappte sich ein Stück vom Narrenbaum, als Erinnerung. Isabell Köberle erwischte einen Zweig mit Bändel. Ein kleines Stück davon wird sie, wie so mancher Aulendorfer Narr, im Geldbeutel aufbewahren bis zur nächsten Fasnet.

Bericht: Schwäbische Zeitung Lokalausgabe Bad Waldsee 06.03.2019
Text und Foto: Paulina Stumm

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